Ein Ritter hoch zu Ross zieht in die SchlachtDie westeuropaeischen Kreuzritterheere hatten, wenn es zu einer offenen Feldschlacht kam, eine einfache, aber dennoch sehr wirksame Taktik. Ueberlegungen bei der Aufstellung der Armee, Hinterhalte, Fallen, Einkesseln oder aehnliche Taktiken oder Manoever waren fuer einen echten Ritter unehrenhaft.
Schlachtordnung und Zusammenprall
Die Ritter nahmen Stellung in einer geschlossenen Formation, meist in einer breiten Front, legten die Lanzen ein und stuermten auf Kommando allesamt in wildem Galopp wie eine Lawine aus Eisen auf den Gegner zu. Das Fussvolk stuermte hinterher. Meist loeste dieser Anblick bei den muslimischen Heeren Panik aus.
Der Zusammenprall war verheerend. Man hoerte das Krachen und Splittern von zerberstenden Lanzen und zerschmetternden Schilden, Eisen klirrte, Pferde baeumten sich auf, und die Luft war erfuellt von den Schreien der Sterbenden und Verwundeten. Verstuemmelte und tote Krieger wirbelten durch die Luft, wurden von den Hufen der hinteren Pferde zertrampelt. Ein Krieger brauchte starke Nerven, um in diesem Moment nicht in Panik auszubrechen.
Meist riss dieser Sturmangriff die locker formierten Reihen der Muslime in Stuecke. Hielten sie aber stand, entartete die Schlacht in ein wildes Schlachten Mann gegen Mann. Meist hatte die Lanze eines Ritters diesen Ansturm nicht ueberlebt, und man wuetete mit Schwert, Streitaxt und Streitkolben weiter.
Aber diese Schlachten hatten wenig mit den Kaempfen aus Heldensagen gemein. Keine Finten, keine Ausweichmanoever oder Fechten. Die Kunst lag darin, dass ein Ritter versuchte, einen moeglichst kraeftigen Schlag gegen den Feind zu fuehren. Meist zielte man auch nicht und liess den Schild des Gegners ausser Acht, sondern schlug mit aller Gewalt zu. Der Angegriffene versuchte den Schlag mit seinem Schild aufzufangen. Eine Parade mit der Waffe war unmoeglich. Streitaxt und Streitkolben wuerden wegen ihrer Holzschaefte zerstoert oder aus der Hand geschlagen. Und selbst das Schwert, das mit seiner Eisenklinge einem Schlag standhalten koennte, war wie die uebrigen Waffen viel zu schwer, um rechtzeitig in Position gebracht zu werden. Wenn der Schlag durch den Schild drang oder wenn dieser schon zerstoert war, konnte man nur noch auf seine Koerperpanzerung vertrauen.
Alles in allem war dies nur noch ein grausames Gemetzel, denn gegen die schwergepanzerten Ritter waren die muslimischen Krieger fast machtlos. Ein muslimischer Edler der Kreuzzugszeit beschrieb die Unverwundbarkeit der "fraenkischen Eisenleute" folgendermassen:"(...) Sie schienen eine eiserne Masse zu sein, von der alle Schlaege einfach abglitten (...)".
Die Waffen der abendlaendischen Ritter konnten dazu den leichtgepanzerten Muslimen schwere Wunden reissen und sogar das Haupt vom Leibe trennen. Nach dem Sturmangriff wurden die Ritter vom folgendem Fussvolk im Nahkampf unterstuetzt.
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Nach der Schlacht
War die Schlacht gewonnen, stellte der siegreiche Heerfuehrer seine Standarte auf dem Schlachtfeld auf und schlug das Feldlager hier auf. Die fliehenden Truppen des Feindes zu verfolgen, stand selten im Sinne des Heerfuehrers. Die Besetzung des Schlachtfeldes sollte den Sieg symbolisieren. Der Hauptgrund war aber eher die Pluenderung der Gefallenen. Fast schon eine Unsitte, die gegen die ritterlichen Tugenden verstiess, aber weil Waffen und Ruestungen sehr teuer waren, wurden sie den Toten, Freund wie Feind, abgenommen.
Ein weiterer Grund, das Feldlager sofort aufzuschlagen,war die Versorgung der Verwundeten und die Erschoepfung der Pferde, die einen Eisenkoloss durch die Schlacht tragen mussten. Diese Kampftaktik wurde waehrend des Hochmittelalters fast nie umgeaendert oder variiert. Die Truppen haetten wahrscheinlich in diesem Falle gemeutert.
Diese Verranntheit und das feste Vertrauen in ihre Taktik sollte den westeuropaeischen Heeren noch viele Niederlagen bereiten.