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Hemden, Hosen, Kleider...der Mode letzter Schrei ^^

 
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Jirka
Tzimisce, Neugeborener


Anmeldedatum: 11.03.2007
Beiträge: 920

BeitragVerfasst am: 25.12.2007, 21:56    Titel: Hemden, Hosen, Kleider...der Mode letzter Schrei ^^ Antworten mit Zitat

Ich habe hier gerade ein Buch über die höfische Kultur des Mittelalters und weil ich die Kapitel über die Mode des 12. und 13. Jahrhunderts so interessant fand, versuche ich das mal wiederzugeben. Außerdem ist bald großer Hof ^^.

In der höfischen Kleidung des Adels gab es in dieser Zeit ein paar auffällige Änderungen - waren zuvor die Kleidung für beide Geschlechter relativ gleich und eher sackartig, begannen sich nun bestimmte Schnitte zu entwickeln und vor allem körperbetonte Kleidung.

Die Herren kleideten sich dabei in Stoffe, die übrigens nicht weniger kostbar, prunkvoll und verziert waren, wie die für die Damen. Auch die Schnitte waren mitunter ähnlich: Die Gewänder lagen am Oberkörper eng an, wurden auf vielerlei Art auf Figur geschnürt und fielen ab der Hüfte in reichem Faltenwurf bis zum Boden oder noch länger, so dass man eine Schleppe hinter sich her zog (sehr modern! Quasi unverzichtbar). Außerdem trug der modebewusste Herr, ebenso wie die Dame, lange Zierärmel.

Eine andere beliebte Variante waren Schlitze vorne und hinten im Rock, durch den ein Untergewand zu sehen war, dass in einer anderen Farbe gehalten war. Der Schlitz konnte aber z.B. auch nur vorne oder vorne seitlich sein, dafür aber bis zur Hüfte.

Als Alternative zum Untergewand konnte man auch Hosen aus Stoff oder Leder tragen – diese mussten aber hauteng geschnürt sein. Die Hosen konnten auch wiederum geschlitzt sein, damit Stoff in einer anderen Farbe oder gar nackte Haut zu sehen war.

Mehr nackte Haut war zu sehen bei der kürzeren Variante des langen Rockes, die eher von jungen Herren getragen wurde: Der Rock endet eine Handbreit über dem Knie, das Obergewand war etwas kürzer noch.

Die Beine übrigens waren der höchste Ausdruck männlicher Schönheit, weswegen es kein Wunder ist, dass enge Hosen oder kürze Gewänder getragen wurden: „Hosen aus rotem Scharlach zog man dem Tapferen an. Herrje, wie schön waren seine Beine!“ (Wolfram von Eschenbach, Parzival)
Die Geistlichkeit verdammte diese Zuschaustellung der Beine übrigens als sittenlos.

Was die Frisuren anging, so trugen junge Adlige seit dem 11. Jahrhundert das Gesicht glattrasiert und ließen sich die langen Haare mittels Brennschere in Locken legen. In mittlerem Alter ließ man sich einen vornehmen Kinnbart wachsen und ältere Männer trugen Vollbart.

Die Damen trugen die Kleider ebenso wie die Herren eng an den Oberkörper geschnürt (es gab dafür mehrere Wörter im mittelhochdeutschen: besten, brisen, spannen, twengen, fischieren etc.). Knöpfe wurden nur zur Zierde aufgenäht und hatten noch keinen praktischen Nutzen mangels Knopflöchern, die noch nicht erfunden waren. Außerdem dienten zur Zierde (ebenso nicht nur bei Damen) Pelzbesatz aus Hermelin und Zobel, Golddraht, Gold und Silberfäden, bestickte Borten, Perlen und Edelsteine.

Zur höfischen Kleidung der Dame gehörte auch ein Gürtel, Gürtelschnalle und Spangen, die reich geschmückt waren. Spangen und Gürtelschnallen bestanden aus edlem Material.

Die langen Schmuckärmel der Damen waren fast noch wichtiger als bei den Herren, wurden sie doch als Liebespfand bei Turnieren eingesetzt (außerdem konnte man Briefchen und andere Dinge darin verstecken.) Sie reichten manchmal bis zum Boden.

Auch bei den Damen schloß sich an das Oberteil ein weiter Rock an, der in vielen Falten bis über die Füße fiel, so dass sie eine Schleppe hinter sich herzogen.

Kopfschmuck wurde eigentlich immer getragen: Junge Damen trugen Blumenkränze oder Reifen aus Edelmetall, verheiratete Frauen trugen Gebende, Tücher und Schleier.

Für Männer und Frauen war das Tasselmantel modisch. Er lag auf den Schultern auf und wurde von der über die Brust verlaufenden Tasselschnur gehalten (Tasseln wurden die Spangen genannt, durch die die Schnur am Mantel befestigt wurde). Eine höchst vornehme Geste, die von adliger Haltung zeugte, war es , zwei Finger in die Tasselschnur einzuhängen und mit der anderen den Mantel am Saum etwas aufzuhalten, so dass andere dessen kostbares Innenfutter sehen konnten.

König Ottokar II von Böhmen, der 1278 starb, war übrigens sehr bekannt für seine prächtigen Kleider, mit denen er auch seine Lehnsleute beschenkte. Zudem wurden wohl die teuersten Feste Europas in der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts am Prager Hof gefeiert...nicht dass ihr denkt, dieser Schnickschnack gelte nur für Paris und Prag wäre die finsterste Provinz *gg*. Anscheinend ist eher das Gegenteil der Fall Smile.

(Quelle: Bumke, Joachim: Höfische Kultur: Literatur und Gesellschaft im hohen Mittelalter)
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(`Spottlied auf die harten Wanderjahre´, ASP)
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