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Ein Besuch im Badehaus

 
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Mensch
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Anmeldedatum: 27.05.2008
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BeitragVerfasst am: 20.06.2008, 20:46    Titel: Ein Besuch im Badehaus Antworten mit Zitat

Es dämmerte bereits und die Sonne war nur noch ein schwacher, rötlicher Schein am Horizont, als Tomašz auf das Badehaus zuhielt. Schon aus der Ferne drangen Gelächter und lautes Rufen aus dem niedrigen Fachwerkhaus und immer, wenn jemand hinaus- oder hineinging und die Tür öffnete wurden die Geräusche lauter und ein Schwall Dampf kam durch den Eingang und verflog rasch in der sommerwarmen Luft. Der große, schlanke Mann mit den im Nacken zu einem Zopf zusammengebundenen, braunen Haar wurde ein wenig langsamer und musterte die Eingangstür.

So ganz glücklich war er nie, wenn er ins Badehaus ging. Sicher, er mochte die Gesellschaft und er wusch sich auch ganz gern, aber irgendwie wusste er nie wirklich, wo er hinsehen sollte. Immerhin waren nicht nur Männer da, das wäre ja egal gewesen, sondern auch Frauen und natürlich waren sie auch… nackt. Er hatte nichts gegen nackte Weiber, sicher nicht, aber er wollte auch nicht, dass sie dachten, er würde sie anstarren oder so etwas. Verärgert über sich selbst schüttelte er den Kopf. Natürlich würden sie das nicht denken, Herrgott, sie waren in einem Badehaus und da war das eben so. Er war doch kein Mönch, der sich dafür schämen musste, Gefallen an einer Frau zu finden. Er straffte die Schultern und ging mit neu erwachter Entschlossenheit auf den Eingang zu, während er sich bemühte die fiese, kleine Stimme in seinem Kopf zu überhören, die ihm zuflüsterte, dass es ihm trotzdem unangenehm war.

Drinnen war die Luft schwer und feucht, im Baderaum waberte der Dampf und hüllte die Besucher in wogende Nebelschwaden. Das Badehaus war gut besucht, auf den Bänken an beiden Seitenwänden saßen Männer und Frauen – nackt! – und unterhielten sich. Ein Geräusch wie ein beständiges Brummen im Hintergrund, immer wieder durchbrochen durch mehr oder weniger lautes Lachen, ein guter Ort um Geschäfte abzuschließen, Geschäfte, die von jeder Art sein konnten, wie ein etwas längerer Blick auf einige der anwesenden Frauen verhieß. An der Kopfseite des Raumes stand der große Ofen, in den die Helfer beständig Holz nachfüllten, um damit das Wasser für die beiden großen Zuber zu erhitzen, die für die Reinigung zur Verfügung standen.

Tomašz sog tief die feuchte Luft in die Lungen und genoss das Gefühl, während er den Blick durch den Raum schweifen ließ und sich ermahnte nicht irgendwie seltsam zu gucken. Aber offenbar war er noch nicht da. Den Zopf hatte er gelöst und die braunen Haare begannen sich in der Feuchtigkeit langsam aber sicher auf seinen Schultern zu kringeln. Er war nicht unansehnlich, das wusste er selbst, immerhin arbeitete er hart und bislang hatte er es geschafft dafür zu sorgen, dass noch kein Fett die Muskeln verdeckte. Er winkte nach einem Krug Bier, ehe er sich in Richtung des großen Badezubers aufmachte und sich dort mit einem Seufzen in das heiße Wasser gleiten ließ.

Mit einem kurzen Seitenblick musterte er seine Mitbadenden, zwei Männer und eine Frau. Ein zweiter kurzer Blick offenbarte ihm, dass einer der beiden wohl offensichtlich großen Gefallen an ihr gefunden hatte und er konnte sich gerade noch davon abhalten den Mund zu verziehen und hoffte, dass sie irgendwo anders hin verschwinden würden. Die Frau kicherte gespielt verschämt, während der Mann sie näher an sich zog, aber nach einer kurzen Diskussion, die Tomašz nicht verstehen konnte – nicht, dass er darum traurig war – stiegen die beiden aus der Wanne, um zwischen den dampfenden Nebelschwaden zu verschwinden.

Aufatmend lehnte er sich zurück und nahm einen Schluck Bier aus dem Krug, während das Wasser seine Muskeln entspannte und er wartete.
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BeitragVerfasst am: 20.06.2008, 22:26    Titel: Antworten mit Zitat

Er ließ sich an diesem Abend Zeit, zum Badehaus zu kommen und blinzelte gedankenverloren in die Strahlen der untergehenden Sonne. Die Hitze des Sommertages lag noch in der Luft...was in der Stadt nicht unbedingt gut war, wenn man einatmete. Aber die Sonne sorgte nicht nur für einen fast unerträglichen Gestank in den Gassen, sondern auch für ein seltsames und eigentlich grundloses Gefühl von Leichtigkeit und...Freiheit. Unsinn..er schüttelte den Kopf.

Aber momentan hatte er tatsächlich frei und nichts Wichtigeres zu tun, als eine Verabredung im Badezuber, Biertrinken und sich des Anblicks einiger unbekleideter Weiber zu erfreuen. Wenn denn eine da war, die erfreulich aussah, hieß das natürlich. Die schreckliche Vogelscheuche, die sich letzte Woche aufdringlich neben ihn gesetzt hatte, war es auf jeden Fall nicht gewesen. Auch wenn er zugeben musste, dass sie allerdings Talente gehabt hatte, die man ihr überhaupt nicht ansehen konnte: Womit wieder einmal bewiesen war, dass man Menschen nicht nach dem Aussehen beurteilen sollte. Mit einem breiten Lächeln bog er in die Straße ein, in der Janoušeks Badehaus lag. Seine Schritte wurden etwas schneller und beschwingter, sobald er den Geruch der Badekräuter in der Luft und an einem Mann roch, der ihm mit rotem Kopf und nassen Haaren aus der Tür entgegen kam.

Er öffnete die Tür, ging schnell hinein in die feuchtewarme Luft, die ihm auf der Stelle, die rotbrauen Haare an den Schläfen kleben ließ. Schnell schloss er die Tür hinter sich und grüßte mit einer beiläufigen Geste den Bader Janoušek, der nur geistesabwesend nickte, weil er gerade damit beschäftigt war, mit einer Zange im Mund eines ängstlich wimmernden Weibes nach dem schmerzenden Zahn zu suchen, während sein Knecht sie festhielt.

Schaudernd wandte er sich ab, und ließ seinen Blick durch die Dampfschwaden schweifen, die den größten Teil des Raums einhüllten, über die nackten Männer und Frauen, die mehr zu erahnen waren, als tatsächlich zu sehen. Ein Lächeln huschte wieder über sein Gesicht. Man konnte sich einige Dinge vorstellen, die vielleicht in der Wirklichkeit nicht halb so interessant waren. Langsam begann der Schweiß seinen Nacken herunterzulaufen und so beeilte er sich, sich auszuziehen. Aleš, der noch etwas Baderlehrling lief flink zu ihm, um ihm seine Kleider abzunehmen und ihm ein Bier zu bringen und dann ging er zielstrebig über die nassen Bodendielen zum Zuber. Aber nicht so schnell, dass er die Gestalten auf den Bänken links und rechts nicht hätte genauer in Augenschein nehmen können. Die Frauen vornehmlich, natürlich, und tatsächlich waren einige dabei, die in der Tat nicht schlecht waren. Aber die waren momentan alle beschäftigt und er hatte eine Verabredung.

Da war Tomasz ja schon, allein im Zuber, bis auf einen weiteren Mann. Mit einem leicht boshaften Grinsen blickte er sich nach der Zubermagd um und winkte sie zu sich. Sie goss gerade neues, warmes Wasser in den zweiten Zuber und winkte zum Zeichen, dass sie gleich vorbeikäme, bevor sie wieder mit den beiden Eimern verschwand. Die gute Zdenka war eine kräftige Person mit sehr begnadeten Händen, zumindest was verspannte Schultern anging. Und so wie er Tomasz kannte, waren seine Schultern an diesem Ort mit Sicherheit verspannt.

Dann ließ er sich neben dem anderen Mann in das warme Wasser gleiten und schloss mit einem breiten Lächeln die Augen. Es ging fast nichts über ein Bad. Nun, zumindest gab es nicht so viele Dinge, die darüber gingen. Wie hatte er es nur so lange mit Teichen und Bächen ausgehalten…es war ihm unbegreiflich. Er wollte die Stadt auf keinen Fall jemals wieder missen. Kurz ließ er ganz unter Wasser sinken, um einen Moment später wieder aufzutauchen und sich mit einer Hand die Haare aus dem Gesicht zu streichen. Dann lehnte er sich gegen die Bottichwand zurück und lächelte Tomasz zu: „Wir scheinen ja Glück zu haben.“ Er deutete mit dem Bierkrug über den Zuber fügte er hinzu: „Wir haben ihn fast ganz für uns allein.“
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BeitragVerfasst am: 21.06.2008, 13:42    Titel: Antworten mit Zitat

Wie lange sie schon hier war, zusammen mit Dejan? Kein Zeitgefühl, momentan. Das Bad hatte sie genossen, ebenfalls das Wasser.. sie konnte dadurch ihren Körper spüren, mehr denn je und sich selbst innerlich ein Bild davon machen, wie sie aussah. Nun saß sie zusammen mit ihm im Dampf, leicht an ihn gelehnt. Das blonde Haar schlängelte sich nass und schwer über die Brust, über den Rücken, teilweise wurde auch das Gesicht verschleiert. Die Augenlider, verdeckten die milchig grauen, leicht bläulichen Seelenschlünde. Die Wärme, so schwer, lag auf ihrer Haut, hüllte den Körper in einen flüssigen schützenden Kokon. Sie konnte Dejan wahrnehmen, sie fühlte wie er atmete, wie sich seine Brust hob und senkte, .. sie spürte es auch durch seinen Arm, diese minimalen Bewegungen.

„Milan wäre verärgert.. wüsste er von den letzten Geschehnissen..“ raunte er in einer leisen Stimmlage, blickte sein .. hm, halbes Mündel an. „Es war nur ein Geschehnis, ein.. es ist passiert, daran kann ich nichts ändern und mir ist doch nichts Böses widerfahren.“ Leise flüsternd sprechend, ein wenig kleinlaut und wohl ebenfalls fühlte sie sich schuldig. Ihr ging es doch gut, seelisch und körperlich, der Geist war immer wach und aufmerksam. „Außerdem.. er ist doch immer beschäftigt..“ trotzig, leicht schmollend, mit einem sachten Lächeln. Er würde es sehen. Ihr Herz schlug höher, ebenfalls schwerer, ihre Wangen glühten, ihre ganze Haut erschien röter.

Dejan bewegte seine Nase, seine Stirn war gezeichnet von sachten Falten, sein dunkles Haar klebte an seinen Wangen und er hustete kurz auf, räusperte sich dezent. Sachte Regungen seines Körpers, er legte beschützend einen Arm um Vesna und massierte mit seiner großen kräftigen Hand, welche die Merkmale des Arbeiterlebens trug, ihre Schulter. Ein wohliges Aufseufzen, es tat gut und löste die Verspannungen. Hier.. in Prag, war das Leben wesentlich schöner, angenehmer, als im Kloster.. Mädchen, junge Frauen, die unterschiedlicher nicht sein konnten. Die Einen waren der Sünde verfallen, die Anderen der Keuschheit.. Liebe und Neid, Eifersucht..

Gelächter, freudige männliche und weibliche Stimmen.. hier besaß der Mensch Freiheit, hier zeigte man sich.. vollkommen nackt, wie man von Gott geschaffen wurde. Irgendwo aus der Ferne hörte sie auch das Wimmern, schmerzvolle Geräusche.. wurde Jemanden ein Zahn gezogen? Unbewusst fuhr sie sich mit der Zunge über die Zähne, kontrollierend. Keine Zahnschmerzen, schon seid Jahren nicht mehr.. war das nun ein gutes, oder schlechtes Zeichen? .. Ein kurzes Zittern, die Massage war angenehm, begnadete Hände.. Arbeiterhände, dennoch gekonnt und sie grinste, glücklich. Vorsichtig löste sie sich von Dejan und stand langsam auf. Man war nach solch einem Tag immer total erschöpft, dafür schlief man wunderbar, tief und fest, mit schönen Träumen.

Der ältere Mann an ihrer Seite, wusste instinktiv, was sie vorhatte und begleitete sie zum Zuber, wo die drei Herrschaften schon im warmen Wasser saßen. Dampf.. Feuchtigkeit.. Ertastend, erfühlend mit den Händen, nahm sie ihren Weg hinein ins Wasser, tauchte kurz unter und strich sich das Haar aus dem Gesicht, nach hinten auf den Rücken und versank bis zum Kinn. Die Augen blieben geschlossen, entspannt. Dejan nickte den Herrschaften zu, hatte sie kurz beäugt, gemustert und begab sich wieder zurück in den ‚Nebel’, in den Dampf.. Er war nun wieder aufmerksamer, lauschte und versuchte zu erkennen, was sein Mündel tat.
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BeitragVerfasst am: 21.06.2008, 22:15    Titel: Antworten mit Zitat

Er merkte, wie seine Gedanken begannen zwischen den wabernden Nebelschwaden davon zutreiben und er ließ es gern geschehen, während er noch einen Schluck aus seinem Bierkrug nahm und dann die Hand locker über den Zuberrand hängen ließ. Es hatte wirklich auch Vorteile, dass jetzt noch jemand im Haus war, der ihm helfen konnte. Früher hatte seine Arbeit ihm selten genug Zeit für den Besuch im Badehaus gelassen, zumindest am Abend, aber es gefiel ihm wirklich und ein entspanntes Gespräch unter Männern, die nicht seine Gäste waren, hatte ihm gefehlt, obwohl er das jetzt erst im Nachhinein festgestellt hatte.

Er wusste nicht genau, was zuerst dagewesen war, der Gedanke oder die Bewegung im Dampf, die jemanden ankündigte, der auf die Wanne zuhielt, aber beides verband sich zu einer schlanken, gewandten Gestalt mit rotbraunem Haar und auf Tomašz´ Gesicht erschien ein breites Lächeln. „Guten Abend Radek!“ grüßte er, als der andere Mann zu ihm in den Zuber stieg, ehe er argwöhnisch die Stirn runzelte. Wem hatte er da zugewunken? Er kannte Radek schließlich… und er neigte dazu, sich auf die eine oder andere Art über seine… Bedenken, was diesen Ort betraf, zu amüsieren.

Er schob den Gedanken beiseite und schalt sich allzu misstrauisch, als Radek wieder auftauchte und sich gegen die Holzwand lehnte. Sicher hatte er nur einen alten Bekannten gegrüßt oder etwas in der Art. „Ja, tatsächlich.“ Antwortete er einen Moment verspätet und verdrehte dann etwas gequält die Augen. „Glücklicherweise sind die beiden anderen gerade gegangen. Sich woanders vergnügen.“

Dass ihn das ziemlich erleichtert stimmte, war nicht zu überhören und für einen Moment überlegte er, ob er nicht besser versucht hätte das irgendwie zu verheimlichen, aber dann zuckte er mit den Schultern. Radek würde es ohnehin wissen, wie er irgendwie alles zu wissen schien. Oder es kam ihm bloß so vor. Diese Eigenschaft erinnerte ihn ziemlich an eine bestimmte, schwarzhaarige Person. Aber vielleicht machte er sich auch nur was vor und er war in Wirklichkeit so leicht durchschaubar wie dieses neumodische Glas, das er in den Fenstern von den wirklich Reichen auf der Kleinseite gesehen hatte.

Für einen Moment war er abgelenkt gewesen, aber dann plätscherte etwas ihm gegenüber ihm Wasser des Zubers und er wandte den Kopf. Eine Frau… unwillkürlich merkte er, wie die wohlige Entspannung wieder ein Stückweit wich und dieses Mal hoffte er doch, dass Radek es nicht bemerken würde. Etwas war seltsam an ihr… sein erster Blick war nur kurz gewesen, so dass er noch ein zweites Mal hinsah. Die Augen. Ob sie blind war mit diesen Augen? Aber er würde sich hüten sie danach zu fragen. Nein, er würde sie überhaupt nichts fragen.

Stattdessen nahm er noch einen Schluck Bier und ermahnte sich, jetzt bloß nicht aus Verlegenheit zu trinken. Dann würde Radek später mit ihm noch ganz andere Sachen machen können. Und der Gedanke, so nach Hause zu kommen, stimmte ihn auch nicht fröhlicher. Er hatte es noch nicht ausprobiert, aber das wollte er definitiv nicht riskieren.

„Wie laufen eure… Geschäfte?“ fragte er stattdessen. Mit einer allgemeineren Frage anzufangen konnte hier sicher nicht schaden.
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BeitragVerfasst am: 24.06.2008, 17:44    Titel: Antworten mit Zitat

Radek warf dem anderen Mann einen belustigten Blick von der Seite zu, denn allein der Ton, in dem er von den anderen beiden gesprochen hatte, machte schon allzu klar, womit sie sich vergnügten. Er zog die Brauen hoch und hängte die Arme nach hinten über den Rand des Zubers. „Ja…“ gab er mit einem schrägen Lächeln zu, „Wie rücksichtsvoll von ihnen, woanders hinzugehen.“ Die Vorstellung, dass sie das nicht hätten tun können ließ ihn ebenso den Mund verziehen, wie Tomašz es eben getan hatte. Nein, das wäre nun wirklich nicht gerade das gewesen, was er heute Abend hatte sehen wollen.

Aber er konnte trotz der Dampfschwaden nur allzu deutlich sehen, was in Tomašz vorging, zumindest was das anging. Seine Mundwinkel zuckten, aber bevor er aussprechen konnte, was ihm auf der Zunge lag, lenkte ihn eine Bewegung in seinen Augenwinkeln und ein Plätschern ab. Jemand stieg in den Zuber, eine Frau… er kniff die Augen zusammen, um deutlicher durch das Halbdunkel und die Dampfschwaden sehen zu können. Es reichte nicht für einen langen Blick, bevor sie bis zum Hals im Wasser versank, aber der kurze reichte auch um ein Lächeln auf sein Gesicht zu malen. Ein bisschen jung vielleicht und ganz bestimmt nicht allein hier. Zweifellos der Kerl hinter ihr…aber er hatte gerade noch keine Zeit für Höflichkeiten, denn er wollte nichts von dem Gesichtsausdruck verpassen, den Tomašz vermutlich haben würde. Schnell wandte er ihm den Blick zu und zog fragend eine Braue hoch, während sein Lächeln breiter wurde. Er würde sicher sehr bemüht wegschauen.

Aber das tat er nicht. Überrascht musterte Radek den nachdenklichen Ausdruck, mit dem er die Frau betrachtete, und folgte dann seinem Blick. Ob er sie kannte? Aber dann hätte er sie doch zumindest begrüßt? Oder er kannte sie, und das Badehaus war der letzte Ort, an dem er ihr hatte wieder begegnen wollen? Oder..? Vielleicht fragte er sich, wieso sie auf so seltsame Weise ins Leere blickte. War sie blind..?

Dann erinnerte er sich an ihren Begleiter….Ehemann? Vater? Onkel, was auch immer..und hob den Kopf, um ihm zuzunicken. Mit einem entspannten Lächeln sagte er in einem ruhigen Ton, von dem er wusste, dass die Leute ihn für vertrauenswürdig hielten: „Einen guten Abend wünsche ich Euch. Wollt Ihr Euch nicht zu uns gesellen?“ Die Frau direkt anzusprechen wäre natürlich nicht allzu klug gewesen, aber so…so müsste es gehen.

„Die Geschäfte..?“ Er nickte er zufrieden, während er den Blick von dem Begleiter der jungen Frau zu Tomašz wandte. „Oh, ich kann mich nicht beklagen. Und Eure?“ Es war etwas in dem kühlen Grün seiner Augen, dass tatsächlich so wirkte, als hätte er Tomašz durchschaut aber es wirkte nicht belustigt. Eher...verschwörerisch. Bevor der andere Mann noch antworten konnte blickte er wieder schnell zu dem Begleiter der Frau.

Schritte näherten sich Tomašz von hinten und ein hölzerner Eimer wurde neben ihm von kräftigen weiblichen Armen auf den Zuberrand gewuchtet, bevor ein Schwall sehr warmes Wasser in hinein geschüttet wurde.

Dann legte sich eine der roten und von der Arbeit mit dem Wasser etwas aufgequollenen Hände links neben ihm auf den Rand, während eine andere Hand prüfend über seine rechte Schulter strich. „Oh je, eure Schulter ist hart wie das Holz hier.“, ertönte eine weibliche Stimme hinter ihm, halb besorgt, halb neckend, bevor die Zubermagd sich auf der anderen Seite zu ihm hinunterbeugte. Die braunen Haare, die sich unter der weißen Haube hervorgestohlen hatten, klebten an ihren Schläfen und ihrer Stirn und ein freundliches Lächeln lag auf ihrem sommersprossigen Gesicht. Hübsch war sie eigentlich nicht zu nennen, dafür wirkte sie nicht so, als würde sie sich über ihn lustig machen.

„Ihr müsst aber gleich unbedingt auf die Bank, dann bekommen wir Euren Rücken wieder hin und Ihr fühlt Euch wie neugeboren.“
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BeitragVerfasst am: 24.06.2008, 20:35    Titel: Antworten mit Zitat

Vielleicht, war sie blind, des Sehens nicht mächtig. Gerade jetzt, war sie selbst bemüht, keine Erkenntnis, keine Vermutung aufkommen zulassen. Bewusst wurden diese bizarren Seelenschlünde verdeckt von den geschlossenen Augenlidern und den glänzenden nassen schwarzen Wimpern. Eine männliche Stimme konnte fokussiert werden, dann konnte sie noch eine zweite männliche Stimme lokalisieren. Ob es wirklich nur zwei Herrschaften waren, vom männlichen Geschlecht? Erahnen, erfühlen konnte sie es nicht, nicht einmal sehen. Nur lauschen, sie war auf ihren feinen Gehörsinn angewiesen. Dejan hatte die Worte noch vernommen, die an ihn gerichtet waren. Kurzzeitig schaute er auf sein Mündel herab, nachdenklich und begutachtete mit dem scharfen Blick noch einmal die Männerauswahl, welche sich in dem Zuber versammelt hatten. Ein warmes, sanftmütiges und gütiges Lächeln, gezeichnet vom Alter erhellte sein Gesicht. „Ich wünsche euch ebenfalls einen guten Abend.“ Höflich erwidernd. Sein Blick wanderte von Vesna, zum Manne, der mit ihm sprach, immer wieder abwechselnd. Leicht schüttelte er den Kopf, wie eine vorsichtige Verneinung.

„Ich danke euch.. allerdings werde ich mich wieder zurückziehen.“ Er wollte seinem Mündel auch die Ruhe lassen, manchmal war das ganz hilfreich und manchmal brauchte jeder Mensch seine Ruhe und die Zeit, um seinen Gedanken zufolgen, nach zugehen. Dejan war in der Nähe, so konnte er schnell eingreifen, wenn etwas passiert, was er allerdings nicht glaubte. Vernunft, ein wenig zu mindestens, setzte er voraus. Menschen waren unterschiedlich, auch ihr Verhalten und insgeheim traute er den Männern zu, das Bad zu genießen, sich zu unterhalten. Nicht mehr, nicht weniger. Natürlich bot dieser Ort noch mehr Angebote und die Nacktheit herrschte hier. Doch, man sollte sich an das gewöhnen, was man nur allzu oft sieht und großartige Unterschiede von Mann zu Mann, von Weib zu Weib, wird es nicht geben. Er nickte den Herrschaften noch einmal zu und verschwand dann vollkommen im heißen Dunst.

Der Impuls, die Braue zu heben, unterdrückte sie galant, in sich hineinlächelnd, dankbar? Huch, eine weibliche Stimme, Geräusche.. Wasser, welches sich bewegte und es wurde wieder wärmer, kurzzeitig. Zuckersüße schmeichelnde Worte, ein verlockendes Angebot. Die Stimme, sie zauberte ein Gesicht hinein in ihren Geist. Hübsch.. für sie war wohl jeder, hübsch. Markante Tonlagen.. Sie würde sich solch ein Angebot nicht entgehen lassen, massierende Hände waren göttlich und all die Last des Tages, verschwand. .. Geschäfte? Händler? Die Erinnerung in ihrer Seele, sie wurde gerufen und stumm weinte das Herz. Das Leben war schon ungerecht, manchmal.. es war Gottes Wille und dennoch stellte sie diese eine schwere Tat in Frage und verfluchte den Herrn. Ihre Stupsnase runzelte sich, sie glitt wieder unter Wasser und kleine Blubberbläschen tauchten auf. Nur wenige Augenlidaufschläge später, tauchte sie wieder auf und atmete tief ein. Linderung .. sie konnte hier gut nachdenken und sie konnte sehen, wenn auch anders.
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BeitragVerfasst am: 25.06.2008, 16:59    Titel: Antworten mit Zitat

Tomašz schüttelte unwillkürlich den Kopf, obwohl er sich gleichzeitig eines Grinsens nicht erwehren konnte. Das war ja klar gewesen. Er konnte nicht umhin, Radeks Findigkeit zu bewundern. Zuerst ihren Begleiter einzuladen war viel geschickter als die Frau selbst anzusprechen und außerdem hätte man ja schon fast davon ausgehen können, dass dieser das dann auch ablehnen würde, immerhin hätte er sich sonst sicher gleich zu seiner Frau? Oder was auch immer dazugesetzt. So würde niemand Radek einen Vorwurf machen, wenn er nun direkt mit der Frau sprach ohne dass es unschicklich wirkte und vor allem hätte sie selbst sicher nicht das Gefühl, dass sich gerade jemand an sie heran machte.

Für einen Moment war er so mit seinen Gedanken beschäftigt, dass er gar nicht merkte, wie der Blick der kühlen grünen Augen zu ihm zurückkehrte. Hastig verbannte er das Grinsen von seinem Gesicht und rettete sich in ein schnelles Lächeln, während er gleichzeitig hoffte, nicht allzu schuldbewusst auszusehen. Dann verwarf er den Gedanken. Von wegen schuldbewusst… es stimmte ja und außerdem war es ja nicht so, dass er schlecht über Radek gedacht hätte.

„Ich mich ebenfalls nicht.“ Sagte er und lächelte, während er sich wieder entspannt gegen die Wand des Zubers lehnte. Er klang zufrieden und eigentlich fühlte er sich auch so. Zumindest bis zu dem Augenblick, in dem der schwere Holzeimer auf dem Rand des Zubers aufgesetzt wurde und sich nach dem Schwall warmen Wassers eine Hand auf seine Schulter legte.

Er spürte, wie er zusammenzuckte, noch ehe er etwas dagegen unternehmen konnte und sein Gesicht rot anlief. Und das lag weder an dem Bier in seiner Hand noch an dem heißem Wasser im Zuber. Radek… Er wusste für einen Moment lang nicht, ob er lachen oder weinen sollte. Das hatte er ja wirklich geschickt eingefädelt nicht? Es war ihm gelungen, ihn in einem Atemzug wieder an seinem schwachen Punkt zu ärgern und gleichzeitig den Weg freizumachen, damit er mit der Frau allein im Zuber saß.

Im gleichen Moment kam ihm ein anderes Gesicht in den Sinn, ein dunkles Gesicht von schwarzen Haaren umrahmt. Sie würde ihn natürlich nicht auslachen, dafür lachte sie zu selten, aber in ihren Augen würde dieses Funkeln stehen, dass genau das aussagen würde. Als hätten die beiden sich gegen ihn verbündet. Es machte ihn nicht wirklich wütend, dazu fand ein Teil von ihm das ganze auch irgendwie wieder lustig, aber gleichzeitig weckte es in ihm den Wunsch, es sich und Radek zu zeigen, dass er es auch anders konnte. Wie albern… typisch Mann, als müsste man etwas beweisen. Aber warum eigentlich nicht? Eine Massage war ja nichts, was er nicht gebrauchen könnte.

Er nahm einen Schluck aus dem Bierkrug und legte dann die andere Hand auf die der sommersprossigen Zubermagd. „Ihr seid wahrlich meine Rettung.“ Sagte er und lächelte freundlich, ehe er sich halb zu Radek umwandte. „Ihr entschuldigt mich sicher für einen Moment?“

Es war wohl eher eine rhetorische Frage gewesen, aber er war sich auch sehr sicher, dass Radek nichts dagegen haben würde. Er stand auf und wartete einen Moment, so dass er nicht tropfnass aus dem Zuber steigen würde, eher er geschickt über den Rand stieg und der Zubermagd seinen Arm reichte. Das war ja gar nicht mal so schwer…

Der Nebel dämpfte ihre Stimmen, als sie sich von Zuber entfernten, so dass die Stimme des großen Mannes nur noch schwach hinüber drang.

„Darf ich denn euren Namen erfahren, hübsche Frau?“
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