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Drachenfest: Das Schauspiel
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Mensch
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BeitragVerfasst am: 17.10.2010, 22:53    Titel: Drachenfest: Das Schauspiel Antworten mit Zitat

Nachdem das Feuer um das Jirka herum getanzt war, von zwei Bediensteten mit bereitgestellten Eimern voller Wasser wieder gelöscht worden war, traten eben diese Diener vor die Bühne und entzündeten einige Fackeln, auf der linken und rechten Seite der Bühne. Durch das unstetig flackernde Licht der Fackeln wurde die Aufmerksamkeit nun auf die etwa hüfthohe Holzbühne und deren Hintergrundbild konzentriert. Düster thronte die schwarze Silhouette des Hradschins auf dem dunkelblau getünchten Leinen.

Eine angemessen kurze Zeitspanne nach der feurigen Vorstellung begaben sich fleißige kleine Beine in einem feierlichen, langsamen Rhytmus nach vorne, wo sie anhielten und den Besitzer den Gästen präsentierten.
Der kleine Drache Dragos stand nun vorne, in schlichte braunrote Kleidung der Gegend angetan und mit ordentlichem Zopf.
„Auch ich möchte noch einmal alle Anwesenden begrüßen, besonders aber natürlich den verehrten Prinzregenten", bei diesen Worten schien seine Nasenspitze den Boden berühren zu wollen, "die ehrenwerten Ancillae und die Gäste, die so zahlreich erschienen sind, diesem Fest beizuwohnen. Ihr Kinder Kains, die ihr euch heute hier versammelt habt unsere schöne Domäne zu feiern!", rief der kleine Vampir mit lauter werdender Stimme, die nicht so recht zu seinem zierlichen Körper passen wollte.
"Um dies gebührend zu tun bitten wir euch dies kleine Schauspiel zu genießen. Es ist eine Geschichte voller Leidenschaft, voll Rache…Und –vielleicht das wichtigste, denn wir sind doch alle nur Kainiten- Blut. Zugleich erläutern wir damit auch den Grund dieses Festes, seinen wundervollen Anlass."
Kunstvoll ließ der Knabe eine Pause einfließen, nach der er sich nochmals leicht verneigte.
"Denkt nun bitte einige Jahre zurück, werte Zuschauer. Als die deutschen Ventrue ihre Klauen in die goldene Stadt geschlagen hatten, sie zu Unrecht von den Drachen fernhielten. Wir befinden uns in der letzten Schlacht, die die Ventrue endgültig vertreiben sollte. Angeführt werden die Kräfte der Usurpatoren von Radebrecht von Salem, einem Toreador. Und die ersten dem Tod geweihten waren seine Ritter… „
Dragos Stimme war sanft und leicht, wie zarter Schnee, erreichte aber trotzdem jeden Ort des Burghofes ohne sichtbare Mühe. Das bleiche Gesicht verzog sich in einer Mischung aus blutiger Vorfreude und Abscheu, damit gab sie dem feierlichen Ton der Rede eine völlig neue Bedeutung.
Während dieser Ansprache deutete er mit einer ausholenden Bewegung auf die Bühne hinter sich. Dann entfernte er sich rasch rücklings zu seinem bereitgestellten Stuhl, damit das Spiel beginnen konnte.

Auf die linke Seite der Bühne lief eine Gruppe von Männern, offenbar Rittern, auch wenn die Rüstungen von der Art waren, wie man sie von einer Schauspielertruppe erwartete. Mit Holzschwertern bewaffnet und grimmig dreinblickend blieben sie stehen, in einer Linie, die Schilde vor sich, der feindlichen Linie entgegenblickend. Einige bekreuzigten sich und offenbar zitterten dem ein oder anderen auch die Knie. Der Grund dafür sprang auf die rechte Seite der Bühne, eine Ansammlung von Kreaturen, die vielleicht einmal Menschen gewesen waren, nun aber geradewegs einem Alptraum entstiegen zu sein schienen. Blanke Dornen aus Knochen durchbrachen an Rücken, Armen und Beinen die rissige Haut der Kreaturen. Ihre Zähne bestanden aus mehreren Reihen nadelspitzer Stachel und der ein oder andere hatte spitze Hörner auf der Stirn. Sabbernd und fauchend bewegten sie sich langsam auf die Ritter zu.
Die zitternden Ritter gingen mit angstgeweiteten Augen auf die Mitte der Bühne, des Schlachtfeldes zu, als ob es etwas hinter ihnen gäbe, vor dem sie noch mehr Angst hätten, als wäre der sichere Tod durch die Kriegsguhle der Tzimisce aus irgendeinem Grund ein weniger schlimmes Schicksal als ein anderes. Sie schlugen sich tapfer, aber sie hatten gegen die Kriegsguhle keine Chance, auch wenn ihre schiere Kraft ebenbürtig war. Die Klauen und Fangzähne waren nicht der große Vorteil, keine so große Waffe, wie die Angst des Feindes. So wurde der erste der Ritter von einer Klaue in die Seite getroffen, während sich die künstlich verlängerten Fänge des verformten Gegners in seinen Hals bohrten und mit einem Ruck ein Stück Fleisch aus seinem Hals rissen. Dunkelrotes Blut spritzte aus der Wunde über das verzerrte Gesicht des Angreifers, in dessen Augen Wahnsinn flackerte. Mit einem gurgelnden Schrei und einem ungläubigen Ausdruck in den Augen fiel der Ritter auf die Knie, den Blick immer noch auf den anderen gerichtet, bevor sein Blick brach und er in einer Blutlache zusammenbrach. Der Szlachta blieb für einen Moment unbewegt und blickte mit offenem Mund auf den Toten herunter, als wäre ihm in diesem Moment etwas Wichtiges eingefallen. Dann aber schüttelte er den Kopf und kniff die Augen zusammen, schrie, als hätte ihn ein Schwert durchbohrt und stürzte sich wieder in den Kampf um die anderen Szlachta zu unterstützen, als wäre das die einzige Möglichkeit, einen Schmerz zu lindern…oder seinen Hunger nach Tod und Gewalt zu stillen.

Schreie erfüllten die Luft und der Geruch von vergossenem Blut. Auf der Bühne lagen die Ritter in ihrem Blut.
Bevor die Kriegsghule aber Atem holen konnten sprangen, von der linken Seite fünf Gestalten mit langen Klauen auf die Bühne, bleich wie der Tod. Fell schien auf ihren Armen zu wachsen und sich über die Nacken zu ziehen, aus der Stirn des größten von ihnen wuchsen gar Hörner, wie von einem Ziegenbock. Dass das Fell und die Hörner mit Lederschnüren befestigt waren und die Klauen nichts weiter als geschärfte Stahlklingen, konnte man erahnen, aber wohl nur aus der Nähe sehen. Gewandt wie Tiere, wie Katzen bewegten sie sich durch das Blut und schlichen, pirschten sich an die verbliebenen Kriegsguhle heran, die sich mit wahnsinnigem Geschrei auf sie stürzten. Anders als die Ritter vorher reagierten sie nicht mit Angst. Obwohl…man, wenn man genau hinsah und über ein bisschen Feinfühligkeit verfügte, in den Augen eines der Tiere…Verzweiflung sah. Ebenso, wie man bei den Kriegsguhlen nun deutlich mehr Angst sehen konnte, der Schweiß auf ihrer Stirn war sicher nicht allein der Anstrengung zu verdanken. Aber nur kurz, dann wogte der Kampf wieder hin und her, härter nun als vorher, weil beide Gegner mit Klauen und Fängen bewaffnet waren. Es dauerte aber nicht lange, dann hing der Kopf eines der Guhle nach mehreren aufeinander folgenden Hieben in einem unwirklichen Winkel auf seinen Schultern und kippte auf die Bühne, gefolgt von seinem Körper. Er gab den Blick auf eines der Tiere frei, das gerade mit einem wilden Schrei seine Klauen aus dem Herzen eines Feindes zog und ihn mit dem Fuß umtrat.

Mehr Blut floss über die Bühne, floss zwischen den Brettern hindurch auf den Boden, auf die Erde, und bildete dort eine Lache die langsam versickerte.

Als nur noch einer der Kriegsguhle stand änderte sich der Rhythmus der Trommel und alle Kämpfenden hielten inne und blickten in die gleiche Richtung. Mit vor Schrecken aufgerissenen Augen. Einer der Gangrel rief: „Was ist das?!“ Der Gehörnte senkte etwas den Kopf und spannte sich für einen Angriff. Dann erschien es. Der riesige Vorhang im hinteren Teil der Bühne wurden nach oben gezogen und spuckte seinen grausigen Inhalt aus. Von riesigen Ausmaßen thronte dort ein Ding, das zu nichts Bekanntem passen wollte. Große, überdimensionierte Fänge, ungezählte Augen am ganzen Leib und eine waghalsige Mischung aus Fell und Schuppen ergaben ein wahrhaft abenteuerliches Bild. Der Kopf schwebte einige Meter über der Bühne, obwohl der Hals nicht allzulang war.
Todesmutig stürzten sich die Tiere auf das Monstrum.
Da es sich jedoch bei dem Ungetüm nur um eine unbelebte Skulptur handelte, deren Glieder durch eine ausgeklügelte, versteckte Mechanik bewegt wurden, gab es keinen echten Kampf, aber man musste den Darstellern lassen, dass sie sich alle Mühe gaben, es so aussehen zu lassen. Alle zusammen hieben sie wie wild und von Sinnen auf das Ding ein, aber einer nach dem anderen fiel zu Boden und vergoss sein Blut auf die Bühne. Immer der, der gerade mit dem Rücken zum Publikum stand. Wenn man nicht genug in der Illusion der Geschichte gefangen war, dann konnte man sehen, dass er einer Klinge aus seiner eigenen Hand zum Opfer gefallen war. Einer wurde gar von einem riesigen Maul in der Seite der Bestie gefressen. Während viele Arme die Krieger beschäftigten, sie mit Klauen, Krallen und Dornen traktierten, wurde einer von ihnen durch einen Arm direkt über einem mit Zähnen und Stacheln bespickten Maul herangezogen. Dann "öffnete" sich das Maul, indem ein Stück Plane hochgezogen und ein von Zähnen umrahmtes Loch sichtbar wurde. Schreiend wurde der Mann verdaut, seine Ausrüstung wieder aus dem selben Loch hervorgewürgt.
Am Ende besiegten die Gangrel das Ungetüm, bezahlen aber alle mit dem Leben. Oder anders herum betrachtet: Am Ende konnte sich das Ungetüm der Tiere nicht erwehren, nahm sie aber alle mit in den Tod.

„Die Schöpfung der Tzimiscekriegsmeister war erschlagen, wie auch die Ritter, Knechte und Sklaven des Toreadors", kommentierte Dragos donnernd. Hierauf schwang die bis dato feierliche Rhytmik des Erzähltempos und der dunkle, weiche Tonfall um. Sie verwandelten sich in blanken Hohn und Verachtung, die durch übertriebenes Mitleid kundgetan wurden.
"Und so war Salem höchstselbst genötigt, trotz seiner jämmerlichen Feigheit, dass Schlachtfeld zu betreten, sich den wahren Herren entgegenwerfend.
Doch Obacht, tat er dies doch nicht allein. Eine Hure der Blutdiebe begleitete ihn. Ihr Name war Isabeau und er war ihr völlig verfallen, der arme Tor…“


Dann traten links ein Mann mit einem roten Umhang und einem schimmernden Brustpanzer und hohen Stiefeln auf die Bühne, an seinem Arm eine Frau in einem Kapuzenumhang und einem auf ihre Stirn gemalten Pentagramm. Auf der anderen Seite betraten vier dunkle Krieger das blutgetränkte Schlachtfeld, die Bühne, die rutschig von dem Blut der Toten war, die darauf lagen. Die Krieger zogen ihre Schwerter, ebenso wie der Mann auf der Linken, von Salem. Allein lief er auf sie zu, die Frau blieb zurück. Aber was war das? Für alle drei Schritte die er machte, waren die Gegner kaum fähig, sich zu bewegen, kaum hatten sie einen Schritt beendet, war er schon bei ihnen. Seine Klinge war schneller als ihre, und so war er in der Lage sie zu treffen, auch wenn ihre Rüstungen seiner Klinge zu widerstehen schienen. Hierbei bedienten sich die Schauspieler eines einfachen Tricks um die Schnelligkeit des Toreadors darzustellen. Dadurch, dass sie sich selbst wie in Zeitlupe bewegten, erhielten sie die Illusion aufrecht das sich die Rose, schnell wie der Wind bewegte.
Nach einigen Schlägen aber schien der schnelle Toreador erschöpft zu sein. Dies war die Gelgenheit auf die die heldenhaften Tzimisceritter gewartet hatten. Nun da der Recke der Rosen sein Pulver verschossen hatte, wurde er von der Klinge eines der Ritter leicht verletzt. Während dessen hatte die Frau mit dem Umhang diesen aber abgelegt und hatte an einer schmalen Kette eine Kugel, die neben ihr hin und herschwang und die von einer Tasche ablenkte die sie hinten an ihrem Gürtel befestigt hatte. Sie schwang die Kugel in einem Kreis neben sich herum und an einer der Fackeln vorbei, worauf sie Feuer fing und lichterloh brannte. Sie ließ die Feuerkugel an sich vorbeischießen, einen gleißenden Kreis um sich ziehend. Die Tzimisce auf der anderen Seite hielten für einen Moment inne und schienen mit sich zu kämpfen, mit einer Furcht, die die meisten Kainiten im Publikum nur zu gut verstehen konnten. Gleichzeitig ballten sie aber die Fäuste und schrien der Tremere-Hexe Isabeau Flüche entgegen. Die „Hexe“ griff mit der freien Hand in die Tasche an ihrer dem Publikum abgewandten Seite und warf mit einem Ball aus rotem und gelbem Stoff, vor dem die Gegner zurückwichen, um dem verwundeten Feigling vom Clan der Toreador einen Rückzug zu ermöglichen. Ein weiterer Ball flog, bevor der Feuerball an der Kette folgte – wenn auch so, dass es leicht war, ihm auszuweichen. Sobald er wirkungslos erloschen war, stürzten sich die Tzimisce über die Bühne auf die beiden Feinde, die ihnen nun nicht mehr viel entgegenzusetzen hatten und so nach einem kurzen Gerangel, beide überwältigt und gefangen von der Bühne geführt werden konnten.

Nachdem so der Gerechtigkeit noch einmal in vollster Pracht Genüge getan und der Feind geschlagen war, erhob sich der kleine Vampir und schritt nochmals - jetzt aber völlig ruhig in seinem Verhalten - an einen gut sichtbaren Punkt der Bühne. Wieder schwang die Beschaffenheit seiner Stimme um, wurde feierlicher und ernster. Alles, was dem Knaben jetzt noch zu einem Märchenerzähler fehlte, war ein Lagerfeuer und ein Bart.

„So wurden also die Armeen der Ventrue besiegt und der Tremerefluch fand vorerst sein Ende. Die Tremerehexe Isabeau wurde, wie es ihresgleichen gebührt, kurz darauf hingerichtet. Der verräterische Toreador, der sich mit ihr und den räuberischen Ventrue eingelassen hatte, bekam die Gelegenheit die Gastfreundschaft der Drachen kennen und lieben zu lernen, denn er blieb noch lange, lange Zeit. Untergebracht in einem Palast der seiner Größe angemessen war. Wo er Zeit genug hat seine Frevel zu bereuen." Wie reiner Spott troffen die letzten Worte von seinen Lippen, während seine vormals weit ausholende Handbewegungen bei dem Wort "Größe" immer mehr zu schrumpfen schienen. Bald war nur noch ein winziger Spalt zwischen den Handflächen da, bis sie sich auch berührten und Dragos sich wieder vor dem Publikum verbeugte - Ruhm oder Niederlage erwartend.


Die noch lebenden Schauspieler versammelten sich nun auf der Bühne, verbeugten sich und kletterten dann herunter um, zusammen mit der Darstellerin von Isabeau, die immer noch nach Feuer und Ruß roch, und dem Darsteller des Toreadors ins Innere des Us das die Zuschauerränge bildeten zu gehen, wo sie vor ihrem Publikum auf ihre Knie fielen.
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Voylech Noslaw
Nosferatu, Neugeborener


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BeitragVerfasst am: 18.10.2010, 13:41    Titel: Antworten mit Zitat

Was auch immer der Nosferatu erwartet haben mochte - diese Darstellung war offensichtlich nicht dabei gewesen. Nachdem Dragos sich verbeugt hatte, saß der Wächter der Verborgenen regungslos da, den Mund leicht offen, die Augen geweitet. Sein Gesicht, sonst nicht gerade ein Spiegel seiner Gefühlsregungen, zeigte eine Mischung aus Verständnislosigkeit und Entsetzen.

Bei den ersten Worten des Drachen war die Welt noch in Ordnung gewesen - ein Schauspiel, natürlich, die Ritter die auf die Bühne traten... aber dann hatte sich die Vorstellung in eine Zurschaustellung von elenden Gräueln gewandelt. Diese Monstrositäten, diese Perversionen der menschlichen Natur - waren das etwa Nosferatu? Nun, ein Schauspiel brauchte Monstren - vielleicht hatten die Verborgenen ja Seite an Seite mit den Tzimisce... aber nun zerrissen diese Kreaturen ihre Gegner wie Tiere. Das war kein Schauspiel, das war echt! Der Nosferatu musste einen Aufschrei unterdrücken: Selbst wenn die "Schauspieler" in den Rittergewändern Verbrecher waren, ein solches Ende hatte kein Mensch verdient. Wie instinktiv griff er nach seinem Kriegshammer - doch die Waffe lag in seiner Zuflucht, weit entfernt und ein stechender Schmerz erinnerte ihn, dass er nicht gerade in der Verfassung war, gegen diese Monstren zu bestehen.

Sein Blick wanderte zu Dariusz, zu Radu, zu Magdalena in der Hoffnung, dass diese ihn beruhigend anlächeln würden und ihm versicherten, dass dies trotz allem nur ein Schauspiel, unecht sei. Doch da traten die seltsamen Tiermenschen auf die Bühne und der Kampf tobte weiter, das Ungetüm erschien... bei Gott, hier wurden die Ungeheuer verherrlicht! Seine Hände krampften sich um den Stuhl, als Dragos von einer "Schöpfung der Tzimisce" sprach. Woraus diese Kreatur geschaffen worden war, das mochte er sich nicht vorstellen, auch wenn das Exemplar auf der Bühne wohl eher unecht war.

Dann wieder kämpften Tzimisceritter gegen Hexenkunst - der Nosferatu widmete dem seltsamen Pentagramm auf der Stirn einen kurzen Blick voller Überraschung - und nahmen Gefangene. Doch als das Schauspiel geendet hatte, jubelte der Nosferatu nicht wie zuvor. Im Gegenteil. Seine Begeisterung war verschwunden und er schüttelte ungläubig den Kopf, während er auf die blutige Bühne starrte. Dass die getöteten Ritter nicht wieder aufstanden, hatte wohl jeden Zweifel an der Echtheit der Darbietung ausgeräumt.

Er schaute erneut zu Magdalena, die Augen noch immer geweitet, vielleicht wider besseres Wissen noch immer auf Erlösung hoffend...
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Magdalena
Brujah, Neugeborene


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BeitragVerfasst am: 18.10.2010, 18:28    Titel: Antworten mit Zitat

Wenn sie zuvor noch nicht darüber nachgedacht hatte - spätestens jetzt war Magdalena froh, dass sie in dieser Nacht genügend getrunken hatte und damit auch ihre Reizbarkeit vergleichsweise gering gehalten wurde.

Den Anfang des Schauspiels hatte sie noch interessant gefunden, doch wie Voylech empfand auch sie das Gemetzel als abartig. Unter anderen Umständen wäre sie wahrscheinlich sofort auf die Bühne gestürmt und hätte versucht, Schlimmeres zu verhindern.

Heute konnte sie sich jedoch wenigstens halten. Leider konnte sie dabei nicht verhindern, dass ihre Hände sich geradezu in das Holz ihres Stuhles gruben und hin und wieder ein leises Knacken ertönte.
Das Gesicht der Brujah gab dabei pure Wut wieder. Sie starrte geradezu auf das Geschehen, schien den Blick nicht lösen zu können. Die Zähne hatte sie gefletscht, hin und wieder ertönte ein tiefes Grollen aus ihrer Kehle.

Den ersten Blick Voylechs schien sie gar nicht zu bemerken, so sehr war sie auf das Geschehen auf der Bühne fixiert. Erst als er sie zum zweiten Mal anblickte, sah die Brujah ihn an, wobei ihr Blick sicherlich nicht das wiedergab, was Voylech sich gewünscht haben würde. Viel mehr würde er wahrscheinlich das Gefühl haben in einen Spiegel zu schauen...
Wieder grollte Magdalena und er würde in ihren Augen sicherlich lesen können, dass sie nicht weit davon entfernt war, die Beherrschung zu verlieren.
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Voylech Noslaw
Nosferatu, Neugeborener


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BeitragVerfasst am: 18.10.2010, 19:46    Titel: Antworten mit Zitat

Der Nosferatu schüttelte nur rasch den Kopf und nickte leicht in Richtung der hochgestellten Ancilla. Vielleicht hatte er die Hoffnung, dass diese einschreiten und Dragos bestrafen würden, vielleicht aber wollte er auch andeuten, dass es unklug war jetzt loszuschlagen. Sie konnte sehen, wie seine gelben Augen wieder und wieder auf die blutbespritzte Bühne glitten, während sich seine Hände um seinen Bauch krampften.

Er hatte für die Tzimisce gekämpft und Wunden erhalten, ohne Möglichkeit der Heilung, stark geschwächt beinahe um Blut bettelnd - und jetzt wurde es dort auf dieser Bühne in einem ekelhaften Akt verspritzt... Zum Glück hatte er in Erwartung eventueller Konflikte gut gespeist. Das Blut lockte ihn kaum und widerte ihn daher um so mehr an.

Doch als von den Ancilla keine sofortige Reaktion kam, fletschte der Nosferatu die Zähne. Risse erschienen in seiner sonst so beherrschten Mimik und der Verborgene stand rasch auf, die Augen halb geschlossen, mit sich selbst ringend. Nur mit großer Mühe stolperte er seitlich die Bühne herunter, sein Gesicht eine Mischung aus Ekel und Zorn. Dann entfernte er sich so rasch er konnte in Richtung des Tores, wo er Wache gehalten hatte... wäre er nur dort geblieben.

Unter diesen Umständen verzichtete er wohl auf eine angemessene Verabschiedung.
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Dariusz
Toreador, Neugeborener


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BeitragVerfasst am: 19.10.2010, 00:12    Titel: Antworten mit Zitat

Der Toreador hatte etwas in dieser Art befürchtet, doch übertraf der kleine Drache mit seinem Theater des Grauens so ziemlich alle Erwartungen. Das Spektakel, welches man ihnen darbot, war derart bizarr und blutrünstig, dass es einem einfachen Sterblichen wohl jeglichen Verstand geraubt hätte. Das Gemetzel, dem die armen Männer dort auf der Bühne zum Opfer fielen, das Blut, was zur Belustigung der anwesenden Kainiten in alle Richtungen verspritzt wurde, das irre Geschrei der Dahinsiechenden wehrlosen „sogenannten“ Schauspieler, welche hier vor den Augen aller in den sicheren Tod getrieben wurden und die monströsen Erscheinungen dieser missgebildeten Geschöpfe, welche gewiss aus der Hölle selbst entsprungen waren, all das verstanden die Tzimisce also unter der hohen Schauspielkunst. Diese Blut besudelte Theaterbühne schien als ein Altar der Bösen und der Verderbnis zu dienen, eine Beleidigung für jeden Kunstschaffenden. Eben tanzte noch dieser verrückte Heide mit seiner eigenen inneren Bestie wild um ein Feuer, den Ritus der Verdammnis anzustimmend und nun schon tat sich die Hölle selbst vor den Gästen auf. Die Dämonen des Satan forderten ihr Blut ein und die Unholde lieferten es ihnen bereitwillig und ohne Scham in aller Öffentlichkeit auf dieser „Festlichkeit“, dieser schwarzen Messe. Sie befleckten damit nicht nur ihre eigenen verdorbenen Seelen, sondern versuchten sogar die anderen Anwesenden zu korrumpieren.

Dieser törichten Ketzerei musste Einhalt geboten werden. Mittlerweile hatte der Toreador seine Hände zu Fäusten geballt und sein ganzer Körper zitterte vor Wut. Sein eigener Dämon begann an seinen Ketten zu reißen, doch der Mönch würde ihm keine Freiheiten gestatten. Er schloss die Augen und begann sich angestrengt zu konzentrieren. Der Lasterhaftigkeit dieser Kultstätte des Teufels durfte nicht nachgegeben werden. Nur wer standhaft im Glauben bliebe, würde jemals aus dieser Finsternis errettet, das durfte er nie vergessen. Langsam gestattete er seinen Augen sich wieder zu öffnen. Keinerlei Anzeichen des Tieres ließ sich darin wieder finden. Der Toreador hatte seinen inneren Dämon wieder einkerkern können und somit seine äußere Unschuld bewahrt – für diese Nacht jedenfalls. Der Hass und die Abscheu in seiner Miene blieben jedoch weiterhin für jeden Anwesenden leicht zu erkennen.

Plötzlich vernahm er das Knacken einer weiteren Stuhllehne. Diesmal jedoch kam das Geräusch von seiner Rechten. Besorgt wandte er sich Magdalena zu, welche offensichtlich genau wie er immer noch ziemlich schockiert und aufgebracht schien. Wer konnte es ihr verübeln? So viel Häresie und sinnlose Gewalt war einfach untragbar! Sanft legte er seine Hand auf die ihre, welche sich immer tiefer in den Stuhl krallte. Soeben wollte er ihr etwas beruhigendes zuflüstern, als im selben Augenblick der Nosferatu links neben ihm sich abrupt erhob und den Feierlichkeiten eiligst den Rücken zukehrte. Überrascht schaute Dariusz zunächst dem fliehenden Wächter hinterher, ehe er mit sorgenvoller Miene die anderen Drachen auf der Tribüne in Visier nahm, gespannt wie sie auf das plötzliche Verlassen einer ihrer Gäste reagieren würden. Kurz darauf ergriff Dragos wieder das Wort, da das gottlose Abschlachten wohl endlich ein Ende gefunden hatte.

Während er sich langsam wieder der versinnbildlichten Hölle auf Erden zu wandte, welche mittlerweile ein einziges Blutbad darstellte, um den unheiligen Worten des heuchlerischen, kleinen Erzdämonen der Drachen zu lauschen, weiteten sich seine Augen abermals. Irgendetwas schien den Toreador tief zu beunruhigen, denn er faltete die Hände direkt vor seinem Gesicht und wer nah genug an ihm dran war, hätte vielleicht das leise, beinah verzweifelnd anklingende Gebet mitanhören können.
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"Der Beruf des Architekten ist eine abenteuerliche Tätigkeit: Ein Grenzberuf in der Schwebe zwischen Kunst und Wissenschaft, auf dem Grat zwischen Erfindung und Gedächtnis, zwischen dem Mut zur Modernität und echter Achtung der Tradition." -Renzo Piano
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Magdalena
Brujah, Neugeborene


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BeitragVerfasst am: 19.10.2010, 08:30    Titel: Antworten mit Zitat

Dariusz' Berührung ließ Magdalena herumfahren. DAMIT hatte sie nun wirklich nicht gerechnet. Und obwohl sie wirklich Mühe hatte, an sich zu halten, schaffte sie es kurz ihm dankbar zuzunicken.
Im selben Moment erhob sich Voylech und Magdalena ahnte bereits, warum der Nosferatu sich entfernte. Mit all ihrer Kraft riss auch sie sich zusammen und erhob sich. Dabei flüsterte sie noch gen Dariusz: "Ich kann nicht länger an mich halten ... Ihr versteht das sicher."
Ein kurzer Blickaustausch mit dem Toreador. Hilfesuchend und sogleich zornig. Dann riss sie sich mit einem tiefen Grollen los und verschwand in die selbe Richtung, in die auch der Nosferatu verschwunden war. Doch sobald sie das Tor erreichen würde, würde sie sich definitiv in eine andere Richtung als Voylech aufmachen. Sie hatte immerhin keine Lust, Bekanntschaft mit seinem Streithammer zu machen.
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Voylech Noslaw
Nosferatu, Neugeborener


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BeitragVerfasst am: 19.10.2010, 09:50    Titel: Antworten mit Zitat

Der Nosferatu spürte, wie sich ein roter Schleier über seine Wahrnehmung legte. "Das Tor auf!" rief er den Wachen zu, seine Stimme so voller Wut, dass wohl kaum jemand ihm widersprochen hätte. Dann eilte er hindurch und den Berg hinunter, mühsam seinen Schmerz und die Raserei zurückhaltend.
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Eliška Valdštejn
Toreador, Neugeborene


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BeitragVerfasst am: 19.10.2010, 10:57    Titel: Antworten mit Zitat

Als die Gestalt des kleinen Drachen auf der Bühne erschien, lehnte sie sich ein wenig zur Seite und stützte den Kopf auf die Handfläche der Linken auf. Mir der Rechten ergriff sie geistesabwesend eine Strähne des weißen Haares und drehte sie zwischen den Fingern. Ein Lächeln malte sich auf ihrer Miene, als das Schauspiel begann... der Geruch von Blut... das Schreien der Menschen und von denen, die es einmal gewesen waren. Neugier lag in ihrem Blick... eine gespannte, tanzende Aufmerksamkeit... die Verträumtheit eines Kindes.

Vater, erzähl mir eine Geschichte.

Sie schien beinahe enttäuscht zu sein, dass es schon zuende war.
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Vladimir Drakuvicz
Tzimisce, Neugeborener


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BeitragVerfasst am: 19.10.2010, 12:33    Titel: Antworten mit Zitat

Im Verlauf des Schauspiels entspannte sich die Körperhaltung des Tzimisce immer weiter. Das grausame Schlachtfest auf der Bühne schien eine nahezu beruhigende Wirkung auf die Nerven des Ratsherren zu haben.
Ein zufriedenes Lächeln zeichnete sich auf seinen schmalen, blassen Lippen ab und entblößte dabei einen seiner spitzen Fangzähne die in Folge des schweren metallischen Geruchs der in der Luft über dem Innenhof waberte, hervorgetreten waren. Ein Funkeln lag in seinen Augen als sein Blick für einen Moment auf der großen dunklen Lache ruhte die das viele vergossene Blut direkt vor und auf der Bühne bildete.
Genau wie Eliska schien auch Vladimir beinahe enttäuscht als die Vorführung endete, doch immerhin hatte er nun die Gelegenheit die Reaktionen der anderen Gäste zu beobachten. Zunächst fiel sein Blick auf die ihm schräg gegenüber sitzenden Neugeborenen und ein spöttisches Grinsen quittierte die Flucht von Magdalena und Voylech.
Gespannt wartete er nun ab wie die übrigen Anwesenden, allen voran der Regent selbst, reagieren würden.
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Die Welt ist nur ein Durchgang voller Leiden.
Wir sind die Pilger, kommen, wandern, scheiden;
Tod ist das Ende jeglicher Beschwer.
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Nastassja Werenskij
Tzimisce, Neugeborene


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Beiträge: 649

BeitragVerfasst am: 19.10.2010, 20:01    Titel: Antworten mit Zitat

Ruhig wartete die Tzimisce den Beginn des Schauspiels ab und lehnte sich zurück, die Hände auf dem Schoß abgelegt. Wie schon zuvor vermochte das Schauspiel die an diesem Abend wohl leicht käufliche Aufmerksamkeit der Neugeborenen einzufangen. Gebannt verfolgte sie die Auftritte der einzelnen Figuren, verzog dabei hier und da ein wenig die Augenbrauen wenn die Geschichte eine Wendung nahm. Man konnte fast meinen, die Gastgeber hatten das Stück nicht oft genug geprobt, als dass sein Ablauf die Rothaarige schon langweilen konnte.

Die grausam verzerrten Monstren, deren Anblick vielleicht umso mehr an Entsetzlichkeit gewann, weil man ihnen die einstige Menschlichkeit noch ansah, betraten die Bühne. Und zeitgleich betrat ein Lächeln das Gesicht des Drachen. Ein zuversichtliches, erfreutes Lächeln, ja ein stolzes Lächeln. Beinahe wirkte es warm und herzlich.
Dann, als das Blutvergießen seinen dramatischen Lauf nahm, sich immer weiter in die Höhe schraubte, schloss Nastassja plötzlich die Augen. Ohne jedoch das tatsächliche Gerangel zu verpassen. Es war in jenem stillen Augenblick, der bis zur nächsten Konfrontation verging. Wie um sich zu sammeln legte sie den Kopf in den Nacken und wandte ihr Gesicht somit dem Himmel zu. Ein langgezogenes, genüssliches Rauschen von Atemluft war in ihrer unmittelbaren Nähe für die scharfsinnigen Kainiten kaum zu überhören.

Der Augenblick der Entspannung riss jedoch jäh ab, als das Getümmel weiterging. Nachdem es einen Ausdruck von Wehmut ob des Todes der Szlachta abgeschüttelt hatte, betrachtete das Mädchen staunend die gewaltige Konstruktion, für die mancher sich der Illusion des Schauspiels wohl lieber entzog, wenn er zu viel Fantasie oder Erfahrung oder zu viel Fantasie und zu wenig Erfahrung hatte. Für Nastassja schien dies aus dem einen oder anderen Grund nicht zu gelten.

Der finale Schluss des Stückes, in welchem die Unholde gefangen genommen und ihr weiteres Schicksal verkündet wird, quittierte Nastassja mit einem wütenden Rümpfen der Nase, mit welchem sie die beiden Schauspieler bedachte.

Dieser Ausdruck der Verachtung war jedoch schnell wieder verschwunden, als ein Tuscheln und Bewegung in die vorderen Sitzreihen kam. Schließlich erhoben sich Voylech und dann Magdalena sogar und marschierten geradewegs auf das Tor zu, das aus der Burg heraus führte. In einem Anflug von Irritation blickte die Adlige sich um, als suchte sie den Standort eines Clansbruders, den sie nicht kannte und der soeben die Feierlichkeit für beendet erklärt hatte. Nach kurzer Fahndung musste sie diesen Versuch allerdings mit verdutzt erhobenen Augenbrauen für erfolglos erklären. Ihre Augen wanderten hinüber zu Vladimir auf der anderen Tribünenseite, dem sie einen empörten, fragenden Blick schickte. Kurz darauf tat sie mit Jirka und Dragos dasselbe.

Trotz der Wirrungen entsann sie sich noch ihrer Manieren und setzte zu einem vornehmen, jedoch, zusammen mit dem freundlichen Lächeln und Kopfnicken in Richtung des kleinen Burschen auf der Bühne, nicht geheuchelt wirkenden, Applaus an.
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Jirka
Tzimisce, Neugeborener


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BeitragVerfasst am: 19.10.2010, 22:42    Titel: Antworten mit Zitat

Vor dem Beginn des Stückes kam Jirka wieder hinter dem Vorhang hervor, jetzt wieder in das lange, grüne Gewand gekleidet, das er zuvor getragen hatte. Seine Haare glänzten immer noch nass, und seine Schritte waren äußerst langsam, bei jedem einzelnen verzog er das Gesicht, als würde er über Klingen laufen. Auf der anderen Seite lag ein seltsam glücklicher Ausdruck auf seinem Gesicht, der den Tzimisce zusammen mit dem Schmerz völlig weggetreten wirken ließ – auch wenn es diesmal offenbar nichts mit dem Tier zu tun hatte, dass sich wieder in den Tiefen seiner Augen zusammengerollt hatte.

Bei seinem Stuhl angekommen, ließ er sich mit einem erleichterten Lächeln darauf sinken. Erst dann sah er zu den anderen Neugeborenen Drachen und über die übrigen Anwesenden….und da der Schmerz nun nicht mehr so offensichtlich war, überwog die Freude in seiner Miene, die sich auch nicht vertreiben ließ, sollte er verständnislosen oder verächtlichen Blicken begegnen. Sie hatten eben keine Ahnung von dem, was sie sein konnten, und waren leider nur Gefangene ihrer ach so überaus menschlichen Moral. Wie ein Schmetterling, der zurück in seine Puppe kriechen will, weil er lieber eine Raupe wäre. Absurd.

Das Lächeln wich auch nicht, als sein scheinbar kindlicher Clansbruder Dragos das Stück eröffnete, es wurde in Vorfreude und Erwartung eher etwas breiter. Daran änderte sich auch über den blutigen und für andere Augen entsetzlichen und abstoßenden Verlauf des Theaterstücks nichts, auch wenn man auch bei ihm spitze Fänge hinter den lächelnden Lippen aufblitzen sehen konnte. Er sog geradezu genießerisch den Geruch des Blutes ein, während seine Augen sich halb schlossen. Immer wieder huschten sie von der Bühne zu den anderen Vampiren, und als er sah, dass Voylech und Magdalena sich erhoben, um vor der Zeit zu gehen, runzelte er kurz die Stirn, zuckten seine Nasenflügel verächtlich. Aber dann zuckte er kurz die Schultern und wandte den Kopf wieder Schauspiel zu, während sein Lächeln kurz etwas schräg wurde, als er Nastassjas empörtem, fragendem Blick begegnete, als würde es den Fliehenden gelten, bevor er sich wieder dem Stück widmete.

Als es vorbei war, ruhte sein Blick kurz etwas abwesend auf der verschwenderisch roten Lache auf der Bühne, bevor er zu den Überlebenden glitt…und dann zur Tribüne des Regenten. Äußert gespannt, wie man es dort aufnahm.
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"Gegen Intrigen und die Politik
hilft nicht einmal der stärkste Zaubertrick"
(`Spottlied auf die harten Wanderjahre´, ASP)
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Dragos
Tzimisce, Neugeborener


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BeitragVerfasst am: 19.10.2010, 22:58    Titel: Antworten mit Zitat

Auch wenn Dragos es tunlichst vermieden hatte aufzusehen, bis die höheren und wichtigeren Ebenen der Kainiten reagiert hatten, hatte er doch geschummelt.
Folglich waren ihm weder die entsetzten Gesichter all jener entgangen, die sich selbst zivilisiert nannten, noch die Abstimmung der Füße.
Voylech ging, das verwunderte ihn. Der Drache hätte ihm Gefallen an einem guten Kampf zugeschrieben. Mit Magdalena hatte er wohl ein wenig gerechnet.
Was ihm aber vollends ein höhnisches Grinsen über beide Ohren bescherte, das war Dariusz' offenkundige Ablehnung. Er hatte nicht geglaubt, der Priester würde je Grund zur Freude geben. Und beinahe wünschte sich der kleine Kainit, irgendwo in seinem toten Herz, dass auch Dariusz ging.
Es war nicht so, dass er sich nicht an dessen Ekel ergötze oder erfreute. Eigentlich fand er solch eine Ablehnung ihrer Kunst wohl bedauernswert. Doch schlussendlich mochte dies in seinen Augen den Regenten und die Ancillae vollständig auf die Seite der Tzimisce und des Festes ziehen.
Eine derart gewichtige Beleidigung konnte er einfach nicht leichter nehmen, als ein missratenes Schauspiel.
Leider durfte Dragos sich noch keine weitere Reaktion erlauben, denn der Regent hatte noch nichts vermeldet. Es blieb ihm nur, den Kopf noch etwas weiter zu senken, die Augen zu schließen und sich ein Lächeln zu erlauben. Ein Lächeln, in das er den ganzen, grausamen Hohn seiner Existenz legte.
Fast reglos wartete er so die schier endlosen Herzschläge auf den Regenten. Es waren Sekunden, die über Sieg oder Niederlage auf dem gesellschaftlichen Parkett entscheiden würden. Und Dragos hasste es zu verlieren.
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Zalek Skarot
Brujah, Neugeborener


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Beiträge: 405
Wohnort: Hannover

BeitragVerfasst am: 20.10.2010, 20:18    Titel: Antworten mit Zitat

Die Hände waren im Schoss gefaltet und ein gespanntes, erwartungsvolles Lächeln lag auf den Zügen des Gelehrten. Er schien sehr neugierigi auf das zu sein, was nun folgen würde. Der Gedanke an ein Schauspiel erfreute ihn, erregte ihn scheinbar. Unruhig rutschte er auf seinem Platz hin und her, beugte sich leicht nach vorne und dann wieder zurück. Einige Male füllten sich seine toten Lungen mit Luft, die wirkungslos wieder ausgetoßen wurde.

Dann begann es. Die Worte des Drachen klangen vielversprechend. Doch die Taten, die folgten, schienen jeder Vernunft zu spotten. Das Lächeln, das immer so bereitwillig um die Lippen des Brujahs tanzt wurde härter, die Wärme wich aus seinem Blick und sein ganzes Antlitz schien zu erbeben. Schon als die ersten Menschen schreiend zu boden gingen war sein Mund nur noch ein schmaler Strich, die Handflächen lagen auf den Unterarmen und wer über eine gute Nachtsicht verfügte würde das weiße an den Knöcheln erkennen können. Ein leises Knurren entsprang Brust, wanderte hinauf zu seiner Kehle und hinaus in die Freiheit.

Schließlich schloss er seine Augen, regte sich nicht mehr und wartete offenbar nur noch darauf, das dieses Gemetzel enden würde. Als es endlich vorbei war, erhob er sich schwer. Unter offenbar großer Willensanstrengung verbeugte er sich tief vor den Ancilla und sank sogar flüchtig auf die Knie, dem Prinzen zumindest etwas Respekt zollen, bevor er mit gesenktem Blick in Richtung Tor eilte. Nur bei den anderen Ratsherren hielt er kurz inne, um ihnen mit einem flüchtigen Nicken seinen Abschied kund zu tun.
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Und aus dem Chaos sprach eine Stimme zu mir :
Lächle und sei Froh,
denn es könnte schlimmer kommen !
und ich lächelte und war froh,
und es kam schlimmer
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Heinrich
Ventrue, Neugeborener


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Beiträge: 58
Wohnort: Erzgebirge

BeitragVerfasst am: 20.10.2010, 20:32    Titel: Antworten mit Zitat

Während der Ventrue bei Jirkas Tanz um das Feuer noch relativ unbewegt und unbeeindruckt schien, so änderte sich seine Haltung radikal, als das Schauspiel um die letzte Schlacht vor Prag begann.

Seine Selbstbeherrschung bröckelte, für einen Beobachter schien es vielleicht komisch, wie der Kaufmann immer krampfhafter Versuchte den äußeren Schein von Gleichmut zu bewahren. Seine Gesichtszüge verzerrten sich vor Abscheu, normalisieren sich, um wiederum in eine Grimasse des Ekels verwandelt zu werden. Jetzt erkannte man deutlich, was vorher an diesem Abend nur zu vermuten war: Dieser abscheuliche Kult fand garantiert nicht den Gefallen des Ventrue, dieses heidnische Treiben wurde zutiefst verachtet.

Heinrich war zu beschäftigt mit sich selbst um zu merken, dass es den anderen zivilisierten Clansmitgliedern nicht anders erging. Allein seine Erziehung und sein Wissen um höfisches Benehmen zwangen ihn, an seinem Platz zu verbleiben und weiter zuzusehen. Auch wenn das alles nichts mehr mit den höfischen Sitten vergleichbar war, die der Adlige gewohnt war. Solche Zurschaustellung von Barbarei war sicher zu keiner Versammlung von Ventrue-, Toreador- oder Brujahmitgliedern anzutreffen und Heinrich bezweifelte, dass selbst die Nosferatu zu dergleichen fähig wären.

All diese Gefühle zeigten sich im Verhalten des Händler, der sich auf seinem Stuhl wand und am Ende die Augen schließen musste, so das er die Gefangennahme nur noch akustisch wahrnahm. Und noch ein Gefühl machte sich bemerkbar. Wut. Darüber, wie man solches Treiben zulassen konnte, wie es zu verantworten war diese bemitleidenswerten Menschen abzuschlachten, warum nicht eingeschritten wurde als der gefährlichste Feind von allen gefeiert wurde: der Innere Dämon der sie vom Menschsein abzubringen drohte.

Wie ein Segen erschien es ihm, als der Wahnsinn endlich zu Ende war. Heinrich streckte sich, als versuchte er das Gesehene von sich zu schütteln.

Erst jetzt bemerkte er, das die Dame Magdalena, und auch der Verborgene verschwunden waren. Eine Flucht, an der er nur zu gern teilgenommen hätte, wäre es ihm nur irgendwie möglich gewesen.
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~We rule the world, so you don't have to!~

Spielwünsche bitte jederzeit per PM oder ICQ an mich!
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MeisterGrundel



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Beiträge: 2464

BeitragVerfasst am: 20.10.2010, 22:43    Titel: Antworten mit Zitat

Die versammelte Hochprominenz der Domäne nahm das Schauspiel mit einiger Routine zur Kenntnis. Um einen Ancilla oder Ahnen, der Dekaden, Jahrhunderte und womöglich Jahrtausende erlebt hatte, wirklich in tiefes Erstaunen oder sonst einen starken Gemütszustand zu versetzen, bedurfte es wohl einer wirklich außergewöhnlichen Begebenheit. Der Feuertanz allerdings brachte das eine oder andere anerkennende Nicken oder eine halb hochgezogene Augenbraue, mit der jeweils entweder der künstlerische Wert oder einfach nur der beeindruckende zur Schau gestellte Mut quittiert wurde. Beides waren ewigwährende Qualitäten, die immer wieder gewürdigt werden konnten und mussten, ungeachtetdessen wie oft man dergleichen schon beiwohnen durfte.

Beim blutigen Schauspiel stahl sich ein leichtes Lächeln auf die Lippen des Regenten, als würden in ihm gewisse angenehme Erinnerungen wiederaufgefrischt. Höflich applaudierte der Regent nach den Darbietungen, in welche Geste natürlich auch die anderen Würdenträger einstimmten. Sein Geschmack zumindest war, so schien es, getroffen worden.

Bragas Reaktion war eher gemischt, seine Blicke wanderten oft von der Bühne weg, vielleicht gelangweilt, vielleicht tatsächlich unwillig, das Schauspiel Sekunde für Sekunde zu verfolgen.

Swarogs Gesicht spiegelte gepflegte Langeweile wieder, seine Miene sagte nichts weniger aus als dass er recht gut verstand, was die Autoren ausdrücken wollten und das ganze Drumherum übertrieben und plump fand. Als würde er einen uralten, auswendig bekannten Klassiker, von Kleinkindern aufgeführt sehen müssen.

Der Pater hatte die Abscheu nicht aus seinem Gesicht verbannen können oder wollen. Mit schmalen, zusammengepressten Lippen beobachtete er die Aufführung, ohne eine Sekunde auszulassen, als wollte er alles, was dort geschah, für immer in sein Gedächtnis brennen.
Oder war es gar eine morbide Faszination, die ihn begierig aufsaugen ließ, was das Gegenteil seiner Predigten darstellte?

Als einige Kainiten das Fest verließen, nahm er das, unwillkürlich mit den Augen rollend, zur Kenntnis, und beobachtete deren Abgang genau, mit einem Seitenblick auf den Ratsherren Drakuvicz. Die Frage nach möglichen Ausgängen und der Geschwindigkeit, mit welcher sie zu erreichen waren, schien ihn immer noch zu beschäftigen.

Die Reaktion des Regenten war für die meisten Anwesenden wohl interessanter:
Nachdem er Zalek mit einer Mischung aus gelinder Verachtung und der Geisteshaltung einer Stieres, der eine Fliege mit dem geringsten Lidschlag verscheucht, durch ein Zucken seines linken Zeigefingers entlassen hatte, befahl er die Aufmerksamkeit des Hüters der Traditionen und des Hochkastellans mit einem leichten Schwenk des rechten Armes und dem Strecken seines rechten Zeigefingers. Kaum hatte er diese, zog er den Arm wieder ein und meinte, gerade laut genug dass zumindest die beiden Adressaten es hörten:
"Ich will die beiden nicht wieder sehen."
Damit schien alles gesagt zu sein, jedenfalls folgten keine weiteren Ausführungen; stattdessen wandte er sich nun den Ausrichtern des Festes zu und nickte ihnen einzeln, zur Anerkennung, jeweils einmal zu, dabei aus den Augenwinkeln verschiedene Blicke der Gäste auffangend.
_________________
I can hear the sound of
violence long before it begins...
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