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Die Verhandlung - Anreise
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Kunrat
Nosferatu, Neugeborener


Anmeldedatum: 24.06.2012
Beiträge: 303

BeitragVerfasst am: 15.08.2012, 23:05    Titel: Antworten mit Zitat

Der Nosferatu hatte lediglich aus den Augenwinken einige Bewegungen ausmachen können und war deshalb wieder aufgerichtet. Oder jedenfalls so aufgerichtet ein Ungeheuer nur sein konnte.
Seine schimmelgrünen Augen glitten auch zunächst zu Malefizio, diesen zu mustern. Doch sie schnellten wieder zu dem Priester zurück.
Kunrat schob einen dick behandschuhten Finger unter dem Umhang hervor und hob ihn mahnend vor die Lippen.
"Pssst", flüsterte er der umstehenden Gruppe als Antwort auf die Frage des Mondkindes, "Vielleicht gut genug."
Begierig sog er dann alle Eindrücke aus dieser Richtung auf und war eingefangen von der kurzen Szene.
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Dort mit der Waffe
quälendem Gift,
das Sinn und Hirn
mir sengend versehrt,
das mir dem Freund
die Treue verwehrt,
(Tristan, Akt II, Szene III)
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Pavel Marketa
Kappadozianer, Ancilla; Hüter d. Wissens


Anmeldedatum: 19.03.2007
Beiträge: 555

BeitragVerfasst am: 25.08.2012, 12:45    Titel: Antworten mit Zitat

Der Ausdruck des Kappadozianers verhärtet sich leicht obgleich der Sticheleien des Höhergestellten, dennoch wartet er schweigend ab bis dieser geendet hatte. Erst dann öffnen sich die blassen Lippen des Ratsherren und die monotone, kalte Stimme erklingt

"Nun in dieser Hinsicht sind wir wohl kaum anders als die Sterblichen. Ein Ereignis das den allnächtlichen Trott durchbricht ist nunmal eine Seltenheit und mag lockt damit zahlreiche Zuschauer an. Auch wenn genauere Einzelheiten bekannt gegeben worden wären, denke ich nicht das hier weniger Personen sich dieses Ereignis entgehen lassen würden." Seine Schultern hoben und senkten sich leicht "Ich denke ich kann euch soviel sagen, als das es sich bei den Angeklagten um die Kainskinder Herrn Voylech Noslaw und Herrn Zalek Skarot sowie die Darme Magdalena handelt." Keine Wut, kein Zorn und keine Verachtung lag in der Stimme Pavels, es war eine nackte Tatsache die er verlauten lies "Was die Anklage betrifft so wird Herr Drakuvicz diese Seite vertreten." Während er sprach beobachtete er die Reaktion des Ancillas genau "Ihr habt natürlich recht mit eurer Vermutung das der Hüter der Traditionen diese Verhandlung als Richter leiten wird und ich denke das er zur bälde hier eintreffen wird."
Nach einer kurzen Pause fügt er an "Was die Anklagepunkte betrifft...nun ich denke der Ankläger wird sie zur gegebener Zeit verlauten lassen. Kann ich sonst noch etwas für euch tun werter Herr Kapeska?"
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Vladimir Drakuvicz
Tzimisce, Neugeborener


Anmeldedatum: 29.07.2007
Beiträge: 947
Wohnort: Düsseldorf

BeitragVerfasst am: 25.08.2012, 13:30    Titel: Antworten mit Zitat

„Woher soll ich wissen ob er verschwunden ist? Zumindest ist er zu spät und er ist ein wichtiger Zeuge der Anklage.“ Zischte er Dariusz zu, während Pavel und Radu ihren Dialog vor den Augen aller Versammelten austrugen. Er schien verärgert zu sein wegen Dariusz Nachfrage einen Teil des Gesprächs zwischen dem Ancilla und dem Ratsherren überhört zu haben und wandte sich nun von Dariusz ab um die beiden rhetorischen Kontrahenten zu beobachten.

Ein zufriedenes Grinsen breitete sich auf seinem harten Gesicht aus und ein hinterhältiges Funkeln stahl sich in seine dunkelbraunen Augen.
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Die Welt ist nur ein Durchgang voller Leiden.
Wir sind die Pilger, kommen, wandern, scheiden;
Tod ist das Ende jeglicher Beschwer.
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Radu
Lasombra, Ancilla


Anmeldedatum: 30.06.2004
Beiträge: 448
Wohnort: München

BeitragVerfasst am: 25.08.2012, 13:59    Titel: Antworten mit Zitat

Der Ancilla lauschte den Ausführungen des Ratsherren mit großer Aufmerksamkeit.
Hier und da nickte er, schwieg aber bis der andere geendet hatte.
Die Informationen schienen ihn nicht zu erleichtern, aber auch nicht zusätzlich zu beunruhigen oder zu ergrimmen.

"Pater Kapeska", korrigierte der Magister beiläufig und milde.
"Uns wurde die Gabe des zweiten Lebens geschenkt, Ratsherr",
belehrte er dann den Kappadozianer, klang dabei aber recht abwesend, als wäre er in Gedanken eigentlich anderswo.
"Wer dieses wertvolle und heilige Geschenk verschwendet, indem er sich in einen bedrückenden Trott fallen lässt, aus den ihn nur Schadenfreude und Schaulust entreißen, hat mein Bedauern.
Solcher wird sich am Ende aller Tage - und Nächte - vor GOtt dem Allmächtigen verantworten müssen."
Nach einer kurzen Pause fügte er mit dem Ansatz eines Lächelns hinzu:
"Oder zuvor einem seiner Diener."

Dann schien ihm ein neuer Gedanke zu kommen:
"Ein Ratsherr und Anführer der Wächter führt Anklage gegen einen anderen Ratsherren, seine Clansgenossin und einen Wächter?
Das ist gewiss ein verzwicktes Problem nach des Hüters Geschmack."

Er blickte kurz auf die noch geschlossene Tür zur Stube des Hüters der Traditionen, und wandte sich dann ganz Marketa zu.

"Nein, vielen Dank, Ratsherr. Ihr wart sehr hilfreich, und ich will Euch nicht länger aufhalten. Gewiss habt Ihr noch einiges zu tun, nun wo Eure beiden Ratskollegen sich feindlich gegenüberstehen.
Ach... eines noch. Solltet Ihr einer Seele gewahr werden, die sich in solch einem erbarmungswürdigen Zustand befindet, wie ihr es angedeutet hattet - so erwägt doch bitte um ihretwillen, sie zu mir zu senden.
Vielleicht ist es mir möglich, ihr neue Zuversicht einzuhauchen."

Damit war das Gespräch mit dem Kappadozianer, falls er nichts hinzuzufügen hatte, offensichtlich beendet, und der Ancilla frei für andere Unterhaltungen.
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Kunrat
Nosferatu, Neugeborener


Anmeldedatum: 24.06.2012
Beiträge: 303

BeitragVerfasst am: 27.08.2012, 11:02    Titel: Antworten mit Zitat

Beinahe andächtig hatte Kunrat der Vorführung gelauscht und erwachte nur langsam aus seiner Position.
Er wandte sich der Gruppe wieder zu.
"Meine Herren", sagte er und blickte sie alle einzeln flüchtg an - Florentino Giovanni, Fridericus von Thüringen und Malefzio den Gaukler - und dann Elaine, die unbekannte Schöne.
"Ich muss für einen Moment um eure Entschuldigung bitten, die Pflichten eines Neuankömmlings und der Tradition rufen."
Mit einem Nicken in die Runde verschwand er dann und schlich zu den Tzimisce.
Dort stellte er sich zu Seiten des Benediktiners und räusperte sich leise.
"Herr Dariusz, habt ihr seine letzten Worte gehört? Gewiss meint er uns damit. Es wäre eine ausgezeichnete Gelegenheit, die Farben seines Mantels zu zeigen."
Der abscheuliche Nosferatu streckte sich in seinem Deutschritterumhangs und flüsterte dies Dariusz ins Ohr.
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Dort mit der Waffe
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Nastassja Werenskij
Tzimisce, Neugeborene


Anmeldedatum: 26.06.2007
Beiträge: 649

BeitragVerfasst am: 27.08.2012, 22:59    Titel: Antworten mit Zitat

Dariusz' Bedenken bezüglich der Gründe für das Hiersein so vieler neuer Gesichter und dessen Auswirkungen begegnete Nastassja mit einem müden Schmunzeln. "Ihr mögt dies richtig erkannt haben. Es gibt nicht viele Städte von der Größe Prags. Sie verlockt unsereins wie..." mit der Hand ruderte sie tänzelnd in der Luft, gab die Suche nach einem passenden Wort jedoch einige Augenblicke später zugunsten eines Lächelns auf.

Er erlangte bald ihre Aufmerksamkeit zurück, als er Dragos' Fortbleiben kommentierte. Es war eine forschende Aufmerksamkeit, so als wollte sie der Rose mit ihren Augen jene Nuancen entlocken, die ihren Ohren verborgen geblieben sein mochten. Als Vladimir so barsch dazwischen ging, behielt sie eine eigene Antwort jedoch für sich und verfolgte den Austausch der Würdenträger abwartend. Erst als Ancilla und Ratsherr eine Redepause einlegten, lehnte Nastassja sich näher zu Dariusz heran und bemerkte mit gesenkter Stimme "Wie Ihr seht, muss Euch der Verbleib des Wächters nicht länger sorgen. Ich bin ebenfalls zuversichtlich, dass er dieser Zusammenkunft auf manierlichere Weise den Rücken kehren wird." Sie trug es mit eisiger Sachlichkeit vor.

Nun trat Kunrat auf private Entfernung heran, woraufhin die Tzimisce von Dariusz abließ um dessen Raum für den Verborgenen zu öffnen. Seine Worte legten das junge Gesicht in skeptische Falten. Kurz glitt der Blick an der Gewandung des Deutschritters hinab und wieder hinauf.
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Kunrat
Nosferatu, Neugeborener


Anmeldedatum: 24.06.2012
Beiträge: 303

BeitragVerfasst am: 22.09.2012, 20:15    Titel: Antworten mit Zitat

Nachdem der Nosferatu die Worte gesprochen hatte, waren sie wirkungslos im Raum verklungen.
Die Tzimisce um Dariusz hatten sich bereits spaßigeren Dingen zugewandt, zumindest Nastassja hatte halbwegs den Anstand bewiesen, sich von diesem Gespräch abzuwenden. Selbst wenn sie den Nosferatu mit abschätzigen Blicken maß - Kunrat warf ihr aus seinem hässlichen Gesicht einen Blick zu und nickte lediglich schwach. Das groteske Grinsen, dass er der schönen Rothaarigen dabei zuwarf, war zwar von Dauer...aber doch seltsam angemessen.
Als der verkrüppelte Ritter sich wieder völlig dem Mönch zu wandte, war immer noch keine Antwort gekommen. Niemand außer der Drachin schien Kunrats Worte gehört oder weiter beachtet zu haben.
Daraufhin verengten sich die Augen des Nosferatu zu hässlichen kleinen Schlitzen, durch die nur der pure Hass zu kommen schien.
"Ihr enttäuscht mich, Dariusz. Ich hatte etwas mehr Eifer erwartet", knurrte der Nosferatu, für die nächst stehenden Beobachter durchaus vernehmbar. "Euer Schweigen ist eine Beleidigung."
Mit diesen bösen Worten war er einen Schritt von dem Toreador zurückgetreten, ja fast schon gesprungen.
Grußlos wandte er sich von diesem ab und in die Richtung des Magisters. Schwungvoll wirbelte er seinen zerlumpten Mantel hinter sich und rauschte davon.
Nastassja, die er unterwegs zwangsweise passierte, nickte er lediglich zu und sagte, etwas grummeliger als einer feinen Dame angemessen: "Meine Dame Werenskij, ihr entschuldigt?"
Allen anderen, die auf seinem Spießrutenlauf zum Priester standen und ihn nun vielleicht anstarrten, warf er kaum mehr einen Blick zu. Lediglich Vladimir und Asmund gegenüber brachte er ein Nicken und eine kurze Begrüßung zustande.
Dem Deutschritter war sein verletzter Stolz anzusehen und als Mensch wäre er nun sicherlich hochrot gewesen. Wer genau hinschaute mochte durchaus beobachten, wie seine Kiefer leise mahlten.
Glücklicherweise aber war er ein Vampir, somit tot und ein Meister darin unter den widrigsten Umständen weiterzumachen. Mit einem Gang, so aufrecht und ausschweifend wie einem echten Ritter nur möglich, schritt er auf den Pater zu.
In einigen Schritt Entfernung, am Rande der höflichen Zone, blieb der Nosferatu stehen und verneigte sich leicht vor dem Ancilla.
Leicht räusperte er sich. "Pater Kapeska?", versuchte er seine Aufmerksamkeit zu erlangen und zupfte seinen Mantel soweit zurecht, dass das schwarze Tatzenkreuz der Deutschritter gut zu erkennen war.
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Radu
Lasombra, Ancilla


Anmeldedatum: 30.06.2004
Beiträge: 448
Wohnort: München

BeitragVerfasst am: 29.12.2012, 11:11    Titel: Antworten mit Zitat

Der Lasombra drehte sich ohne Eile, bis er dem Neuankömmling frontal gegenüberstand. Kunrat mochte die Zeit wohl recht lang erscheinen, bis der Ancilla sein Hinzutreten mit einer Reaktion würdigte.
Dessen Blick tastete nun die Erscheinung ab: der schmuddelige Mantel schien ihn wenig zu interessieren, länger betrachtete er das ruinierte Gesicht, wobei sich mitleidige Abscheu in Kapeskas Miene abzeichnete.
Von dort aus wanderte der Blick wieder nach unten, auf das demonstrativ zur Schau gestellte schwarze Kreuz.
Allerdings bemerkten auch sorgfältige Beobachter bei ihm keine Zeichen der Wiedererkennung, sondern eher der unwissenden Neugier.

"Er steht vor Euch. Und Ihr seid...?" erwiderte der Ancilla in einem Ton, der Gesprächsbereitschaft signalisierte.

Um die beiden herum nahmen einige bereits ihre Sitzplätze ein, nur wenige standen noch, in Gedanken vertieft, geistig abwesend, alleine herum oder tauschten noch leise Worte aus.
Mit der nahenden Eröffnung dieses so genannten "Gerichtsverfahrens" stieg auch die Spannung im Raum, und jeder erfahrene Kainit wusste, dass es nun wichtiger und wichtiger wurde, sich gesittet zu verhalten.
Der eine oder andere mochte schon erlebt haben, wie eine aufgeladene Atmosphäre bei einem Treffen der nächtlichen Gesellschaft sich in plötzlicher Gewalt entlud.

Hier, wo offensichtlich jemandes Vergehen bestraft werden sollte, war diese Gefahr vielleicht noch größer als ohnehin schon.
Unwillkürlich musterte der Pater den Waffengurt des Nosferatu - leer.
Er faltete die Hände und legte sie vor dem Bauch zusammen.
Einen Augenblick hatte Kunrat den Eindruck, als hätte jemand eine Lichtquelle in der einen Ecke des Raumes gelöscht, und gleichzeitig eine andere in der gegenüberliegenden Ecke entzündet, so dass der Schatten in den Falten und auf dem Gesicht des Paters für einen Moment die Richtung änderte - aber natürlich hatte niemand so etwas getan, und so hatte es sich wohl nur um eine Sinnestäuschung gehandelt.
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Kunrat
Nosferatu, Neugeborener


Anmeldedatum: 24.06.2012
Beiträge: 303

BeitragVerfasst am: 13.01.2013, 00:34    Titel: Antworten mit Zitat

Mit erstaunlicher Geduld ertrug Kunrat die Ewigkeit, in der Radu ihn den Rangunterschied spüren ließ. Er wagte es gar, den Blick des Ancilla für eine gewisse Zeit zu erwidern, ehe er sich leicht verneigte und ab dort die Augen zu Boden richtete.

"Kunrat, mein Herr, Neugeborener der Nosferatu und Bruder vom Deutschen Haus Sankt Mariens in Jerusalem. Zu euren Diensten", sagte der Untote mit dem zerfetzten Umhang und richtete sich wieder zu seinem Zerrbild eines aufrechten Ganges auf.

Die Anspannung in der Luft, das versammelt sein so vieler Bestien und Raubtiere in nur einem Raum, schien dem Krüppel keine Sorgen zu machen. Sein Blick war fest und glitt nicht etwa unruhig im Saal umher. Er versuchte nicht etwa die möglichen Gefahren um sich herum im Auge zu behalten, sondern ignorierte sie demonstrativ.

Somit entgingen ihm natürlich weder die Musterung durch den Lasombra noch der flackernde Schatten in dessen Gesicht. Das Erste wurde stumm und stolz ertragen, das Zweite mit aufgerissenen Augen und schließlich doch einem sorgenvollen Blick durch den Raum kommentiert.
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Radu
Lasombra, Ancilla


Anmeldedatum: 30.06.2004
Beiträge: 448
Wohnort: München

BeitragVerfasst am: 22.01.2013, 22:03    Titel: Antworten mit Zitat

"Jerusalem, Zentrum der Welt ...", sinnierte der Priester.
"Es ist schwer vorstellbar, dass jemand von dort wieder weg gehen sollte.
Aber Ihr seid bereits der Zweite Eurer Sippe, der sich mir als Ritter vorstellt.
Ich finde es erstaunlich, dass... nun, sagen wir, es gäbe sicher solche, die sich nicht angenehm darüber äußern würden."

Diesmal musterte er auch die zerschlissene Kleidung des Nosferatu im Detail, ganz bewusst und auffällig, aber weniger verächtlich als vielmehr intensiv nach Spuren suchend, vielleicht im Versuch, zu ergründen, was die verschiedenen Blessuren verursacht haben könnte.

"Ich weiß aber, dass es durchaus Strömungen gibt, die Ritterlichkeit am Inneren einer Person, und nicht an ihrem Äußeren festmachen.
Ich vermag nicht zu sagen, ob diese Strömungen in der Mehrzahl sind - ich bezweifle es aber.
Wie oft hörte ich Schwärmereien, jemand sei ein Ausbund ein Ritterlichkeit - er habe solch ein großartiges Pferd!, oder etwas ähnliches."

Er pausierte kurz und endete seinen Monolog dann mit:
"Hm! Was meint Ihr, Neugeborener Kunrat? Gibt es viele Eurer Sippe, die sich noch Ritter nennen? Oder nennt Ihr den Titel als ein Relikt Eures früheren Lebens, bar einer Bedeutung?
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Kunrat
Nosferatu, Neugeborener


Anmeldedatum: 24.06.2012
Beiträge: 303

BeitragVerfasst am: 27.02.2013, 14:25    Titel: Antworten mit Zitat

Demütig senkte der hässliche Vampir das Haupt.
"Ihr ehrt mich mit einem Titel, der mir nicht zusteht, Pater Kapeska. Ich werde erst ein Ritter sein, wenn mein Dienst bei den Wächtern Prags diese Ehre rechtfertigt."
Sein glasiger Blick glitt kurz in die Richtung des Hauptmanns und Ratsherren Vladimir Drakuvicz, ehe er sich wieder dem Priester zuwandte und versuchte, dessen musternden Blick einzuschätzen.

"Ich weiß es nicht, mein Herr. Viele traf ich, die ihre Seele durch Hingabe zum Kreuz retten, ihren Fluch abwerfen wollten. Ich weiß, dass mein Erzeuger ein Ritter des Ordens war, so wie viele andere meiner Geschwister und Mitverderbten. Von den Rittern aber, hoch zu Ross in ihren schimmernden Rüstungen, davon weiß ich nichts.
Vor einigen Jahrzehnten sah ich in meiner Heimat alle Ritter des Reiches - hunderte, tausende vielleicht -, vereint mit ihrem Kaiser, auf das Kreuz die Befreiung Jerusalems geloben. Ich sah ihren Adel, ihre Vornehmheit und wie sie Turniere veranstalteten und wollte sein wie sie."
Dann schüttelte er den Kopf. "Von mehr weiß ich nichts zu sagen, nur dass ich es ihnen gleichtun wollte. Ob ich aber ein Ritter bin, das müssen andere entscheiden."

Der Mantel des Nosferatu bot dem Priester ein zugleich erbärmliches und stolzes Bild: Im gesamten, ansonsten weißen, Stoff schimmerte es grünlich-bräunlich, als hätte er lange Zeit im Schlick gelegen. Am Saum war zentimeterhoch der Schlamm verkrustet, so wie bei jedem der durch den Schlamm und Unrat der Prager Straßen laufen musste.
Zerrissen war das Ding, ausgebleicht und an so mancher Stelle offenkundig - wenn auch mit einigem Geschick und Übung - geflickt worden.
Dies war der erbärmliche Teil. Stolz aber kam ins Spiel bei jedem Loch, jedem Schlitzer und ausgefranstem Riss, die Kunrat durch leichtes Ausbreiten der Arme alle zu demonstrieren versuchte. Zweifellos stand jede dieser unansehlichen Stellen für einen Pfeil, der sich in die untote Brust gebohrt und sie doch nicht durchdrungen hatte, für ein Schwert, das ihn nicht hatte verletzen können, für eine Axt, die von seinem kalten Fleisch zurückgewichen, oder einen Speer, der durch seinen Bauch gedrungen war ohne Schaden anzurichten.
Ausgeblichene, mittlerweile hellrote, Blutflecken an manchen Stellen zeugten von tapferen Männern, deren Leben er genommen haben musste, und seiner eigenen Vitae, wo schrecklichere Feinde ihn getroffen hatten.

In der Tat war Kunrat der Deutschritter eine erbärmlich anzusehende Gestalt, doch er war ein Veteran vieler Schlachten - das sah man seiner Kleidung an.
Jene Vampire im Osten des heiligen Reiches, nahe bei Polen, Littauen und dem neuen Staat des Deutschen Ordens, mochten sogar Vermutungen hegen, welche Schlachten dies gewesen waren. Schließlich war es ein aufsehenerregendes Spektakel, wie sich diese Ritter in den letzten fünfzehn Jahren von Thorn, einige hundert Kilometer nördlich Prags, bis zum Peipussee vorgekämpft hatten, der wenige Tagesreisen westlich von Novgorod lag.

Nach einiger Zeit faltete Kunrat die Hände vor dem Bauch, woraufhin der Mantel sich etwas enger um ihn legte und längst nicht alle der Schrammen zu sehen waren.
"Ich bete, dass das Innere zählen mag für einen Ritter, denn mein Antlitz ist für alle Zeit verflucht", schloss er und offenbarte in seiner Stimme durchaus einige Traurigkeit, die aufrichtig schien.
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