Die Wege

Durch den Neid des Teufels kam der Tod über die Welt


Sprüche Salomon 12:24

 

 

Die Wege sind Weltanschauungen; sie zeigen Möglichkeiten auf, wie man leben und die Welt verstehen kann. Dies vermittelt jenen, die den Wegen folgen, ein klareres Bewusstsein dessen, was sie selbst eigentlich sind, und gibt ihrem Leben ein Ziel. Wie sich die Bauern dieser Zeit den Sakramenten der Kirche zuwenden, um im alltäglichen Elend Trost zu finden, so sollen die Weges die Kainiten hinwegtrösten über das Wissen um die eigene Art und über das Tier, das in ihnen haust.
Je vollkommener sich ein Kainit seinem Weg verschrieben hat, desto leichter wird es ihm fallen, die Begierden des Tiers zu bezwingen oder in Schach zu halten. Aber so wird der Vampir auch immer fanatischer, was die Glaubensgrundsätze seines Weges betrifft- er eifert wie ein Heiliger oder ein Märtyrer.

Allen Wegen gemein ist das Ziel, ihre Gläubigen vor dem Wahnsinn zu bewahren. Jeder tut dies jedoch auf seine eigene Weise: einige, indem sie die Existenz des Tieres leugnen, andere, indem sie es annehmen und im Einklang mit ihm leben. Jeder Weg konzentriert sich auf einen bestimmten Glaubensgrundsatz, aber die einzelnen Dogmen unterscheiden sich stark. Einige, wie der Weg des Himmels und der der Menschlichkeit, streben nach Erlösung und hoffen auf Errettung.
Andere, wie etwa der Weg des Tiers und der der Sünde, geben dem Tier nach, um so dessen Hunger zu stillen. Wieder andere, wie der Weg der Könige, konzentrieren sich auf die Überlegenheit der Kainskinder gegenüber der Herde der Sterblichen. wie die unterschiedlichen Religionen: oftmals streiten und wetteifern sie um den Einfluss auf kainitische Herzen und Seelen. Jeder Weg dient dazu, das Tier in Schach zu halten, aber das ist auch die einzige Gemeinsamkeit.

Auf dem Weg
Es ist schwer, den Wegen zu folgen, aber es ist notwendig, wenn die Kainiten dem Sirenengesang des Tieres in sich widerstehen wollen. Ein Kainit beginnt unmittelbar nach dem Kuss, einem bestimmten Weg zu folgen und tut das dann während seiner gesamten unsterblichen Existenz, es sei denn, er wird vernichtet, fällt dem Tier zum Opfer oder erreicht das legendäre Ziel Golconda.Frisch geschaffene Vampire wählen einen bestimmten Weg, dem sie folgen.
Manche Erzeuger informieren die Neugeborenen über die unterschiedlichen Wege und deren Grundsätze, und diese Neugeborenen können ihre Wahl im vollen Wissen um das, was sie beinhaltet, treffen. Dieses Verfahren wird von den meisten Hohen Clans bevorzugt, und auch einige aus den Minderen Clans gehen so vor, aber es ist mitnichten die Regel.
Es ist wahrscheinlicher, dass das Kind nur wenige Detailkenntnisse über die Wege besitzt oder sogar gänzlich unwissend ist. Seine eigenen Instinkte leiten es dann zu einer breiten Via, der es folgt. Solche Kainiten hängen ihrem Weg in blindem Glauben an; von Instinkten geleitet klammern sie sich an alles, was der Glauben ihnen zu bieten hat, um das Tier in Schach zu halten.
Einer der Gründe, warum Prinzen so beharrlich darauf bestehen, dass nur sie bestimmen dürfen, wer Kinder zeugt, hängt auch eng mit der Unterweisung über die Bedeutung der Wege zusammen. Clanslose, die sich selbst überlassen bleiben, entarten zu oft zu Monstern und bringen so die sterbliche Bevölkerung gegen alle Kainiten auf.

Abtrünnige
Manchmal wenden sich Kainiten von dem Weg, den ,sie sich erwählten, ab. Das ist jedoch ein Entschluss mit weit reichenden Folgen: Der Charakter setzt seine Seele aufs Spiel. Entweder wendet sich der Vampir rasch einem neuen Weg zu, oder er liefert sich auf immer und ewig dem Tier aus. In beiden Fällen wenden sich die Abtrünnigen von ihrem ursprünglichen Weg ab. Weder halten sie dessen Prinzipien in Ehren, noch folgen sie den Traditionen.
Dies gewährt dem Tier eine größere Kontrolle über die Seele des betreffen Kainiten. Abtrünnige werden immer mehr von den Bedürfnissen ihres Tieres dominiert. Sie machen sich über ihren früheren Glauben lustig, und es kann sogar dazu kommen, dass sie sowohl bei Hof als auch bei den anderen Anhängern ihres früheren Weges als Verstoßene gelten. Die meisten Abtrünnigen stehen jedoch zu ihrem Glück unter dem Schutz eines Lehrers oder Priesters eines anderen Weges. Auf wen das nicht zutrifft, der fällt womöglich unter einen Bannfluch oder wird gar zur Blutjagd freigegeben.
Nachdem der Abtrünnige den meisten Glaubensgrundsätzen seines Weges abgeschworen hat, gerät er in einen Zustand, den manche der kainitischen Gelehrten als „in den Fängen des Tieres sein“ bezeichnen: Es geht ihm wie einem Ertrinkenden, und er muss schwimmen oder eben untergehen. Die betroffenen Kainiten müssen entweder einen neuen Weg finden, sich diesem verschreiben und dann darum ringen, die Kontrolle über ihr Tier wiederzugewinnen oder sie geben auf und versinken auf ewig in totaler Wildheit und unwiderruflicher Verdammnis.
Auch Abtrünnige, denen es gelingt, auf ihrem neuen Weg erfolgreich zu sein, sind stigmatisiert, besonders natürlich in den Augen der Anhänger ihres alten Weges. Es gilt jedoch nicht als Verbrechen, den Weg zu wechseln.
Dennoch entscheiden sich nur wenige Kainiten für einen Wechsel des Weges, nachdem sie sich einmal einem angeschlossen haben, und diejenigen, die abtrünnig werden, betrachtet man mit leichtem Misstrauen. Sie haben zwar außerordentlich viel Willenskraft bewiesen, aber nicht gerade große Charakterstärke gezeigt: dadurch werden sie gefährlich.

Wegegabelungen

jeder Weg hat überall in Europa und darüber hinaus viele Anhänger, die sich alle über bestimmte Grundregeln einig sind, aber in anderen Fragen unterschiedlicher Meinung sein können. In den meisten Fällen beruhen diese unterschiedlichen Einschätzungen auf den Erfahrungen der Einzelnen und führen weniger zu Fraktionierung als zu persönlicher Einsicht.
So mag zum Beispiel der eine Anhänger des Weges der Menschlichkeit daran glauben, dass man stets die neuesten Gepflogenheiten der Menschen nachahmen sollte, während sich ein anderer an früheren Gesellschaftsmodellen orientiert. Aber innerhalb der Wege entstehen auch richtige Bewegungen, entweder als Reaktion auf eine Erkenntnis, die sich mehr und mehr durchsetzt, oder um einen besonders charismatischen Priester der Asche herum.
Diese so genannten Pfade sind eine Weiterentwicklung der Praxis und der Dogmen eines Weges.
So gibt es neben dem Weg des Himmels den Pfad der Göttlichkeit, der davon ausgeht, Kainiten seien von Gott gesegnet, durch Gottes Hand berührt und daher über den sterblichen Menschen gestellt. Die Praktiken dieses Pfades kann man unter anderem in der Sekte der Kainiten beobachten. Im krassen Gegensatz hierzu steht der Pfad der Buße, dessen Anhänger glauben, Gott habe Kain verflucht und alle, die Kains Blut in sich haben, seien ihrer Sünden wegen ebenfalls verflucht.
Diese Vampire gehen davon aus, dass ihr Unleben die Buße für diese Sünden darstellt. Beide Pfade glauben an die Macht und Größe Gottes, betrachten jedoch den Glauben des jeweils anderen Pfads als Ketzerei.
In anderen Fällen existieren die abweichenden Pfade eines Weges mehr oder weniger harmonisch nebeneinander (oder zumindest ohne offene Konflikte). Die Anhänger des Weges des Tiers respektieren die verschiedenen
Glaubensrichtungen ihrer Pfade, da sie lediglich einfache Unterschiede im Ausdruck der Prinzipien darstellen, die sie alle gemeinsam für richtig erachten. Manche Pfade verhalten sich zu ihrem Weg wie eine Diözese zur Kirche; andere gleichen eher heiligen Orden oder Klöstern oder, in einigen Fällen, ketzerischen Sekten.

Geistlichkeit

Manche Anhänger eines Weges entscheiden sich dazu, ihren Glauben zu ehren, indem sie andere lehren und sich um deren Bedürfnisse kümmern. Gelehrte und Priester sind für die Erhaltung eines Weges und auch dafür, Neugeborene in das Leben und Wesen des Weges einzuführen, wichtig. Sie stehen auch anderen Riten vor, wie die Priester den Gläubigen die Sakramente spenden oder Fürsten jemandem zum Ritter schlagen respektive andere Ehrentitel verleihen.
Das Priesteramt und die Lehre sind meist erfahrenen Angehörigen eines Weges vorbehalten.

(Quelle: Vampire aus der Alten Welt)



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